Literatur

Die Schwelle

von Sascha Heeren


268 Seiten
© acabus Verlag, Hamburg 2016
www.acabus-verlag.de
ISBN 978-3-86282-398-7



Sam begreift den merkwürdigen Anruf nicht. Ein "Sammy 666 Boy" beschimpft ihn mittels Vokabular jenseits der Gürtellinie und spricht im gleichen Atemzug eine Morddrohung aus. Doch das ist bei weitem nicht alles, was ihm widerfahren wird.

In einer Therapie hatte er gelernt, brenzlige Situationen nicht eskalieren zu lassen. Nur nicht aus der Ruhe bringen lassen, um der aufkeimenden Panik den Nährboden zu entziehen. Zur Tagesordnung zurückkehren. Doch genau das sollte ihm nicht gelingen. Als Sam seinen Computermonitor ausrichtet und einstellt, geschieht das Unfassbare ...  

Samuel "Sam" Gregg ist nicht besonders zufrieden mit seinem Job als technischer Redakteur. Immerhin kann er damit seinen Lebensunterhalt bestreiten, ohne allzu Anspruchsvolles leisten zu müssen. Seine Unzufriedenheit begründet sich eher durch die Firma selbst und seine Kollegen, wobei sich die Liste seiner "Lieblings-Unsympathen" ständig erweitert.

Zudem sind im Laufe der Jahre über die "New York Pharmaceutical Laboratories" nicht wenige Gerüchte und Verschwörungstheorien entstanden. Niemand scheint zu wissen, ob die Verdächtigungen in Richtung der Herstellung biologischer Kampfstoffe oder Nebenwirkungen von Medikamenten, die beabsichtigt sein sollen, der Wahrheit entsprechen oder von der Konkurrenz in Umlauf gebracht wurden.

Ebenso hartnäckig wie mysteriös sind die Geschichten, die man sich über das streng abgesicherte Kellerlabyrinth erzählt. Angeblich soll es sich um das sog. "Schwellen-Projekt" handeln, ein "abscheuliches und illegales Experiment", welches mit einer anderen Dimension in Verbindung stehen soll ...

Sascha Heeren weiß, wie man mit Spannungselementen umgeht, wobei er den Bogen seiner Geschichte in überschaubarem Rahmen und einem ebensolchen Personenkreis anlegt. Die vermeintliche Übersicht verliert man aber schnell, je mehr er seine Hauptfigur Sam in Szene setzt, denn in ihrer Intensität stellt sie die seiner Freunde und Kollegen merklich in den Schatten.

Das ist jedoch keineswegs ein Nachteil, denn paradoxer und ambivalenter könnte ein weiterer Charakter gar nicht sein. Leserinnen und Leser bekommen sehr bald zu spüren, dass mit Sam etwas nicht in Ordnung zu sein scheint, wobei sich immer wieder die Frage aufdrängt, in welchen Zusammenhängen hier das Institut eine Rolle spielt.

Und genau diese Fragezeichen gestaltet der Autor so, dass es auf keiner einzigen Seite langweilig wird. Hierzu bedient er sich einer ganzen Reihe wichtiger Zutaten. Sascha Heeren beherrscht sowohl angemessene Situationskomik als auch pechschwarzen Humor, welchen er mitunter flächendeckend, aber nicht plakativ und schlecht kopiert, einsetzt. Seine ausgefeilten Dialoge sind für ein glaubwürdiges Szenario verantwortlich und einige typografische Besonderheiten wie kursive Textpassagen, insbesondere die Rätsel aufgebenden Fußnoten, runden diesen intelligenten Thriller ab.

"Schaffen Sie Tatsachen!
Färben Sie Ihren Monitor rot!
Vorschlag: Hammer.


"Die Schwelle" treibt mit dem Leser ein Spiel um Realität, Phantasie und Wahnsinn. Ein intensives Kammerspiel und ein Thriller der nicht ganz alltäglichen Sorte!

 

Thomas Lawall - Juni 2016

 

 

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