Literatur

Die Saubermacherin - wischen impossible

von Sabine Kunz


248 Seiten
© 2023 - Gmeiner-Verlag GmbH
www.gmeiner-verlag.de
ISBN 978-3-8392-0346-0



Mitunter sieht man sie mitten in der Stadt. Je größer und höher das Haus, desto größer ist die Chance eine/n oder mehrere von ihnen zu sehen: Putzfrauen und -männer, die in luftiger Höhe, auf ein Gestell geschnallt, gigantische Glasfassaden reinigen. Ihr Leben scheint am seidenen Faden zu hängen. Neben der zu leistenden Arbeit sind für eine solche Tätigkeit sicherlich eine ganze Menge zusätzlicher Kenntnisse zwingend erforderlich.

Kein Wunder also, dass es ein "Fassadenputztraining" gibt. Genau in einem solchen befindet sich die uneingeschränkte Hauptperson Ioana, "Putzfrau mit geheimer Agenda", auf Beobachtungsposten. Vier Rekrutinnen befinden sich mit ihrer Ausbilderin auf 50 Metern Höhe. Das, was sie dort lernen, geht allerdings weit über das hinaus, was konventionelles Reinigungspersonal zu bewältigen hat. Schließlich befindet man sich in der PSA "Putzfrauen Spy Agency".

Eine Organisation, die ihre Agentinnen als Putzfrauen tarnt, ist ebenso lustig wie glaubwürdig, also durchaus vorstellbar. Was den eigentlichen Auftrag betrifft dann eher weniger, was zunächst gar nicht auffällt. Das Manuskript des Theaterregisseurs Oscar Bydlinsky wurde manipuliert. Das ist nichts besonderes, aber wenn sich herausstellt, wie das geschehen ist, stehen einem die Haare zu Berge. Hanebüchener geht es eigentlich nicht mehr. Auch die damit in Verbindung stehende Organisation TEA "The Executive Agency" überzeugt nicht.

Die quirlige Geschichte einer Verschwörung wäre schnell erzählt, weshalb sie mit den üblichen Zutaten gestreckt werden muss, beispielsweise mit Kindheitserinnerungen, den damit verflochtenen Komplikationen, und mit einer aufkeimenden Liebesgeschichte.

Fast ist der Titel des Buches witziger als der Inhalt, denn immer, wenn die Autorin versucht, Humorvolles zu entwickeln, geht der Schuss nach hinten los. "Komisch" zu sein oder zu schreiben ist weitaus schwieriger als es aussieht. Jene Passagen wirken meist gekünstelt, konstruiert und zu sehr gewollt. Gute Situationskomik muss aber stets so wirken, als ob sie unbeabsichtigt passiert, sich aus dem Gesamtzusammenhang scheinbar von selbst entwickelt.

Die Institution einer so speziellen Putzkolonne ist allerdings schon schräg genug. Noch skurriler wird es, wenn Leserinnen und Leser beginnen, sich jene Organisation in der Realität vorzustellen. Könnte ja sein, dass ...! Wie auch immer, nach der Lektüre des Buches werden sich die nächsten Begegnungen mit entsprechendem Reinigungspersonal zwangsläufig etwas anders gestalten als gewohnt.

Immerhin hat "wischen impossible" einen guten Unterhaltungswert. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

 

Thomas Lawall - Juli 2023

 

 

Für Fragen, Kritik und Anregungen steht unser Forum zur Verfügung

Home News Literatur Gedichte Kunst Philosophie Schräg Musik Film Garten Küche Gästebuch Forum Links Impressum