Literatur

Die Rückseite des Mondes

von Manfred Wieninger


64 Seiten
© Edition Nautilus 2008
www.edition-nautilus.de
ISBN 978-3-89401-580-0



Gruppeninspektor Franz Grassmann ist der Ansicht, dass "Sex und Ferrarifahren" grundsätzlich über Wert gehandelt werden. Schokolade hält er für den weitaus größeren Genuss auf diesem Planeten. Diese Erkenntnis kommt nicht nur ihm zugute, sondern auch einer jungen Dame, die beim Stehlen in einem Einkaufszentrum erwischt und von einem "Reserve-Schwarzenegger" unsanft auf den Laidener Wachposten verbracht wurde.

Grassmann bringt es nicht über sich, das Diebesgut unangetastet zu lassen. Eigentlich wollte die Frau ihrem Sohn mit der Edelschokolade eine Geburtstagsfreude machen. Nie könne sie ihm, weil sie in finanziellen Schwierigkeiten stecke, eine Freude bereiten. Der Gruppeninspektor kostet schließlich und bietet der völlig konsternierten Frau ebenfalls ein Stück an. Kurz darauf ist die Tafel Geschichte ... und das Beweisstück ebenfalls, was durchaus nicht unbeabsichtigt geschieht!

Das Laidener Wachhaus, untergebracht in einem ehemaligen Bahnwärterhäuschen, geht auf seine letzten Tage zu, wie auch der dorthin strafversetzte Gruppeninspektor, der seinen letzten Arbeitstag vor seiner Pensionierung hier verbringt. Ruhmlos wird seine Tätigkeit bleiben, weshalb sich auch die Gratulanten vornehm zurückhalten. Der Tag endet im trostlosen Einerlei, weshalb sich Grassmann im Gasthaus "Zur Remise", gegenüber dem Stadtpolizeikommando der Bezirkshauptstadt Harm, einen ordentlichen Schluck genehmigt. Alsdann legen die Ereignisse etwas an Fahrt zu ...

Manfred Wieninger konstruiert im Rahmen der Reihe "Kaliber .64 – 64 Seiten und Schluss!" des Edition Nautilus Verlags einen kleinen Roman mit großer Wirkung. Er liebt seine Figuren so wie er deren Milieu liebt und somit glänzend in Worte zu kleiden vermag. Es sind die großen Verlierer, die Randfiguren und deren beschauliches Leben, das er beschreibt. Übersichtlich und ohne Nachhaltigkeit gestaltet sich deren Existenz.

Um so spektakulärer erscheint dann die Fiktion, wie es wohl wäre, wenn man den Rahmen der Gegebenheiten einmal durchbrechen und gewisse Dinge selbst in die Hand nehmen würde. "Die Rückseite des Mondes" verwandelt sich somit von einer liebenswert-hinterwäldlerischen Milieustudie in eine bösartige Räuberpistole aus der niederösterreichischen Provinz, tiefgründig und pointenreich erzählt.

 

Thomas Lawall - Dezember 2015

 

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