Die Jagd
von Gabriel Bergmoser
288 Seiten Deutsche Erstausgabe August 2022 © 2021 Gabriel Bergmoser © 2021 der deutschsprachigen Ausgabe Knaur Verlag www.knaur.de ISBN 978-3-426-52672-9
Ihr Zimmer gefällt ihr gar nicht. Frank hatte sich zwar alle Mühe gegeben, es für seine Enkelin etwas wohnlicher zu gestalten, was ihm nicht so recht gelungen ist. Denn letztlich
"kam doch nichts gegen den Staubgeruch von Vernachlässigung an, der das ganze Haus erfüllte."
Allies Eltern sind mit ihrer vierzehnjährigen Tochter überfordert. Ihr Vater hält es für eine gute Idee, sie eine Weile zu Frank, seinem Vater, zu bringen. Für eine Weile Abstand von der Familie und den jüngsten Ereignissen in der Schule zu haben, würde ihr sicher guttun. So die Theorie.
Allies Opa wohnt mitten im australischen Outback, dort wo man stundenlang herumfahren kann, ohne die geringste Veränderung der Landschaft zu bemerken. Etwa einen Kilometer entfernt ist Franks Arbeitsplatz. Die Tankstelle und das heruntergekommene "Restaurant" laden nur wenige Vorbeifahrende ein, anzuhalten.
Delilah und Charlie, ein Pärchen auf der Durchreise, tun es dann doch, und endlich kommt etwas Leben in die Bude. Noch mehr passiert, als eine verletzte junge Frau auftaucht, die auf der Flucht zu sein scheint.
Zeitversetzt und im Wechsel lesen wir die Geschichte von Simon und Maggie, die sich im "Davor" abspielt. Die obdachlose Maggie lernt in einem Pub den ziellos durch die Gegend fahrenden Simon kennen, der seinem unspektakulären Alltag in Melbourne entfliehen will. Das sollte ihm gelingen, doch das dauert ...
Gabriel Bergmoser geht es mäßig spannend an. Im ersten Drittel des Romans geschieht so gut wie nichts. Die Haupt- und Nebendarsteller/innen werden vorgestellt und noch mehr Raum nimmt die Beschreibung des Bühnenbildes ein. Die Ödnis des australischen Buschs ist sauber und überzeugend gezeichnet. Das eintönige Leben rinnt wie Wüstenstaub aus den Seiten, bis das Blatt sich wendet.
Drastisch wendet, denn wenn man im ersten Drittel der Geschichte das "überzeugende Böse" vergeblich sucht, verschafft es sich plötzlich Raum. Es manifestiert sich gnadenlos im "Davor" und arbeitet sich nach und nach durch die Zeit, bis es sich mit dem "Jetzt" vereint. Und dann gibt es keine Gnade mehr.
Gabriel Bergmoser treibt es auf die Spitze. Die Metamorphose in einen Horror-Thriller ist gelungen. Kein Wunder, dass er wohl gerade am Drehbuch der Verfilmung seines Romans arbeitet.
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