Literatur

Die Abgelehnten

von Reimer Gronemeyer


192 Seiten
© 2025 Droemer Verlag
www.droemer-knaur.de
ISBN 978-3-426-65988-5



Der Anteil der Alten in unserer Gesellschaft wird immer größer. Werden sie langsam, aber sicher, zur Last? Behindern oder verlangsamen sie den Fortschritt? Wie passen eigentlich zunehmendes Alter mit dem Wunsch nach möglichst jugendlichem Aussehen zusammen? Muss ich mich wegen meines Alters gar schämen?

Altersdiskriminierung hat viele Gesichter. Reimer Gronemeyer verschafft Leserinnen und Lesern erst einmal einen Überblick über die verschiedenen Formen, auch über jene, die den Tatbestand einer Diskriminierung gar nicht erfüllen.

Als erstes gilt es, der "herrschenden Jammermode" etwas entgegenzusetzen, meint er und zitiert Jakob Grimms, der in einer Rede als 75jähriger im Jahr 1860 folgendes sagte:

"Es liegt ein Widerspruch darin, dass, während alle Menschen alt zu werden wünschen, sie doch nicht alt sein wollen."

Schnell ist man in einer neuen Opferrolle gefangen, und wenn man nicht über das nötige Selbstvertrauen verfügt, sitzt man in der, mitunter selbst gebauten, Falle. Herrlich in diesem Zusammenhang ist Silke Burmesters kurze Abhandlung über

"die Freiheit des fortgeschrittenen Alters",

welche der Autor als Einleitung für das Kapitel "Faktencheck Altersdiskriminierung" zitiert.

Ungleich gewichtiger sind aber die Formen der Altersdiskriminierungen, die sich quer durch die gesamte Gesellschaft ziehen und die sich bereits in ganz kleinem Rahmen, fast so nebenbei, manifestieren, was der Rezensent im Laufe der Jahre auch aus den eigenen Reihen bestätigen kann.

So befeuern den Alltag der Kränkungen beispielsweise die falsche Handhabung eines Smartphones oder gar die falsche Aussprache des Namens einer Medienpersönlichkeit, welche schallendes Gelächter zur Folge haben und immer wieder gern erzählt werden.

Reimer Gronemeyer stellt eine ganze Reihe von Maßnahmen vor, die alte Menschen vor immer größere Hindernisse stellen, wobei die Tatsache, dass in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht mehr bar bezahlt werden kann, lediglich die Spitze des Eisberges darstellt.

Weitaus gravierender sind dann Vorwürfe, die zwar, wie so vieles, pauschalisiert daher kommen, die aber trotzdem ihre Wirkung nicht verfehlen. Schließlich waren es ja die Alten, die "das Klima ruiniert" sowie "Frauen belästigt" haben und noch nicht einmal wissen, "wie man eine App installiert".

Das Konfliktpotential scheint sich unaufhaltsam zu steigern, weshalb der Autor zusammenfassend die Sichtweisen der beiden Lager gegenüberstellt. Während die Jungen mitunter ein "Riesenheer von egomanen Alten" wahrnehmen, sieht die Gegenseite die Jungen als wenig belastbar an und im Jammertal beheimatet.

Droht also "ein Krieg der Generationen?"

Diese und noch mehr Fragen stellt Reimer Gronemeyer, wobei des Rezensenten Lieblingsfrage wie folgt lautet:

"Wie kann ich alt werden, ohne an mir und der Welt zu verzweifeln?"

Wie so oft ergeben sich auch in dieser Angelegenheit mehr Fragen als Antworten. Dennoch hat der Autor einige solche zu bieten. Dass die Menschen vor Ort versuchen sollten, "in den Trümmern zerschlagener Gemeinschaft neue Gemeinsamkeit aufzubauen", ist nur eine davon.

 

Thomas Lawall - Juni 2025

 

 

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