Der offene Raum Gedichte - deutsch und tschechisch
von Klára Hůrková
124 Seiten © Edition Thaleia, St. Ingbert 2017 www.hurkovaklara.de ISBN 978-3-943382-11-2
Es geht auch anders. Über mangelnde Themenvielfalt kann man sich bei der tschechisch-deutschen Schriftstellerin wahrlich nicht beklagen. Im ersten Teil des Buches widmet sie sich altbekannten Persönlichkeiten der griechischen Götterwelt. Man sollte sich allerdings, zum besseren Verständnis der abenteuerlichen Zusammenhänge, mit den Hauptpersonen der griechischen Mythologie schon ein wenig auskennen.
Im zweiten Teil der Gedichtsammlung, die wieder in deutsch und tschechisch gehalten ist, wird es dann durchaus allgemeinverständlicher. Man erkennt ihn doch sofort, jenen Gott, der "Leiden als Markenzeichen" trägt.
Weiter geht es mit Reiseimpressionen und Momentaufnahmen, über den Vatikan nach Vietnam, Kambodscha und Teneriffa, dort wo sich am frühen Morgen schlaftrunkene Wünsche und Zeichen um die Vorherrschaft bemühen. Ursachen und Wirkungen scheinen ebenfalls zu konkurrieren, doch in einer Art spiritueller Verschlüsselung nähern sie sich einander an, wie Rätselbilder auf neu entdeckten Wegen.
Ziele und Richtungen sind nicht mehr von Belang, dort, wo "schwarze Kleider leuchtende Seelen kaschieren", oder in jener Nacht, als die "große Täuscherin" sich einen ihrer unangekündigten Auftritte leistet.
"Ich vertreibe die Dunkelheit mit Klängen die Kerze steht unberührt im Regen Ich beschwöre die Nacht"
Ein Lieblingsgedicht? Das gibt es, wie immer, nicht. Auf den Notizzettel für diese kleine Besprechung haben sich ein paar spontan notierte Seitenzahlen eingeschlichen. Starke Bilder sind das einer Bettlerin "vor den Toren des Vatikans", ganz bestimmte Fußspuren am Hamburger Elbstrand, eine ferne Kindheit und nie gestellte Fragen, oder ein gnadenloser Blick auf uns selbst, jene, die "immer noch auf der Zuckerspur leben".
Jeden Abend ein Gedicht, so soll es jetzt wieder sein. Mögen die Tage noch so dunkel sein und schwer wie jene "Steine", die sich immer wieder vordrängeln. Aber es gibt ja eine Lösung ...
... und wieder frage ich mich, ob ein Leben ohne diese Verse möglich wäre.
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