Literatur

DER KLEINE DICKE RITTER

Robert Bolt


Nach Robert Bolts Hörspielfolge
"Ritter Oblong-Fitz-Oblong und Baron Bolligru"
(aus dem Englischen übertragen von Marianne de Barde),
nacherzählt von Carl Schanze

Einband und Zeichnungen von Horst Lemke

Alle deutschsprachigen Rechte bei
Hoch-Verlag, Düsseldorf (1964)


Die Menschen im "Ostwesten" hatten es gut. Nachdem der Herzog den fetten Junker verjagt hatte, war Ruhe eingekehrt. Ohne ihren habgierigen Lehnsherren konnten sie fortan in Frieden leben und sich einen bescheidenen Wohlstand erarbeiten.
Da nun eigentlich nix mehr zu tun war - außer Drachen jagen natürlich -, wurde es dem Herzog und seinen Rittern langsam etwas langweilig. Deshalb entwickelten sie die eine oder andere merkwürdige Idee.
Der tägliche Speisezettel sollte um gefüllte Dohlen erweitert werden. Leider standen die Viecher unter dem persönlichen Schutz von Sir Oblong-Fitz-Oblong. Er war übrigens auch der einzige Ritter dieser bizarren Tafelrunde, der keine Drachen erledigte, sondern derer drei mit ins Schloss brachte, um sie zu zähmen und ihnen Kunststücke beizubringen...
Nun kam die feine Gesellschaft auf die glorreiche Idee, den kleinen dicken Ritter zum Königlich-Fahrenden-Ritter zu ernennen und ihn sofort mit einem heiklen Auftrag zu betrauen. Auf der Bolligru-Insel herrschte ein unbarmherziger Baron. Oblong sollte dem Treiben ein Ende bereiten.
Der tapfere kleine Mann schlug sofort ein, machte sich sogleich auf den Weg... und nahm seine Dohlen mit...!

Im weiteren Verlauf der Handlung wird ausführlich erläutert, auf welche Weise Oblong insgesamt sechs Mal über den Baron Bolligru siegte. Am Ende gibt der völlig entnervte Baron auf, wird friedlich und alle lebten auf der Insel nun ebenfalls in Frieden. Oblongs Sieg war hart erkämpft, aber es war ein unblutiger Krieg.

Wirklich drollig zu lesen sind die Schilderungen, wie Oblong-Fitz-Oblong selbst aussichtsloseste Situationen meistert. Ohne die Hilfe von Freunden wie der "Dohle Dolfus" oder "Wilhelm Dachs" wäre der Ritter wohl verloren gewesen, so z.B. als er im Kerker landete und die beiden ihn mit recht unkonventionellen Mitteln befreiten.
Oder der dramatische Kampf mit dem schwarzen Bolligru-Drachen, der lieber dumme Menschen frisst als kluge, da diese besser schmecken würden!
Sehr witzig war auch die böse Niederlage, die Doktor Dalmatius einstecken musste. An der "Oxenford-Universität" lehrte dieser Schwarzkünstler "Niedertracht und Heimtücke"! Leider fand er in Oblong seinen wahren Meister...
Dann war da noch der Eiermaler "Obidiah Hoppelpopp"..., die Gerichtsverhandlung und die Sache mit den 300 Eiern.
Nicht minder dramatisch der zweite Kampf gegen den schwarzen Drachen... und schließlich das große Finale am Schloss...!

"Barönchen" Bolligru und sein verblödeter Kumpel und Berufsschläger Schwarzherz sowie das fürchterliche Ungeheuer haben, wie gesagt, keine Chance und das Finale gipfelt in eine umfassende und endgültige Einigung, die zwar mit einigen Prügeleien, aber letztlich ohne Verluste erzielt wird. Reichlich naiv könnte man meinen...

...aber die einfachen Lösungen sind nichts für Erwachsene...

Fazit: Naive "Schlachten" in einer heilen Welt. Ein herrliches Kinderbuch... das mir auch nach 40 Jahren noch einen Leseabend wert war!


Thomas Lawall - November 2004

 

 

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