Der fliegende Holländer
Ruprecht Frieling erzählt Wagners Oper Ein Opern(ver)führer
180 Seiten © Ruprecht Frieling www.ruprechtfrieling.de © Internet-Buchverlag, 2015 www.Internet-Buchverlag.de ISBN 978-3-941-28614-6
Hojohe! Hallojo! Hojohe! Ho! Noch mag Richard Wagner nicht an eine Vertonung seiner Erlebnisse denken. Allenfalls der Hauch einer Ahnung kann vielleicht eine undeutliche Gestalt annehmen, denn im Moment hat er ganz andere Probleme. Ernst sind sie und durchaus lebensbedrohlich. Man ist, wie so oft, auf der Flucht.
24jährig ist er nun Kapellmeister am deutschen Theater in Riga. In den entsprechenden Kreisen findet er schnell den einen oder anderen Gönner, der bereit ist, ihm mit einem privaten Kredit auszuhelfen. Den gehobenen Lebensstandard ist er jetzt in der Lage, weiterzuführen. Allerdings gestalten sich die Rückzahlungsmodalitäten für die Gläubiger eher unbefriedigend, so dass der Meister wieder die Koffer packen muss.
Heimlich, still und leise macht er sich mit erster Ehefrau und Hund auf eine abenteuerliche Reise von Riga nach London. Heftige Stürme zwingen zu Umwegen und dehnen die Reisezeit auf gut vier Wochen aus. Anfang August des Jahres 1839 wird das Schiff nach einem Sturm beschädigt, doch nach der Reparatur erwartet sie das vermeintlich letzte Unwetter. Wagner und seine Minna haben bereits mit dem Leben abgeschlossen, als es einem Lotsen gelingt, das beschädigte Schiff in den Londoner Hafen zu steuern ...
Welchen Einfluss diese Ereignisse auf die Komposition des fliegenden Holländers genommen haben, schildert Ruprecht Frieling in ebenso knappen wie eindringlichen Worten. Er achtet dabei unbedingt auf Allgemeinverständlichkeit, was die Oper und deren Hintergründe tatsächlich einem breiteren Publikum zugänglich machen könnte.
Ebenfalls nicht unbedingt der Allgemeinheit bekannte Umstände, welche die Entstehung der Oper begründen, vergisst der Autor nicht zu erwähnen. So sind dies Texte von Heinrich Heine, Wilhelm Hauff und Frederick Marryats. Aber auch sehr private Befindlichkeiten des Künstlers begünstigten die Komposition und im Nachhinein gesehen erscheint es fast wie eine Art Vorsehung: Diese Oper hat Richard Wagner einfach schreiben müssen. Er konnte gar nicht anders. Insofern überrascht der Opernkenner in seiner Analyse der Oper mit seinem Ergebnis nicht.
Ruprecht Frieling zieht in seiner Eigenschaft als Opernverführer vom Dienst alle Register. Eines seiner Opfer ist der Rezensent selbst und dann auch noch persönlich. So hat der von "Lohengrin" und "Der Ring der Nibelungen" Konditionierte im wahrsten Sinne des Wortes die Segel gestrichen. Die beiden Werke bildeten die letzte, aber überaus stabile Bastion gegen den doom- und progressivlastigen Metalvirus, welcher den Schreiberling schon vor Äonen befallen hat.
Deshalb kann nur festgestellt werden, dass Ruprecht Frieling sein selbstgestecktes Ziel erreicht hat, indem er mir (und hoffentlich vielen anderen) Tür und Tor zu neuen Gestaden eröffnet hat. Verführt durch die Macht seiner Worte klingt nun auch der Vorläufer aller Filmmusiken dieser Welt durch unsere Walhalla. Lohengrin und Siegfried schauen verwundert drein ...
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