Literatur

DER SCHWARM

von Frank Schätzing


987 Seiten
3. Auflage: Dezember 2005
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main (Lizenzausgabe)
www.fischerverlage.de
© 2004 by Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln
ISBN-13: 978-3-596-16453-0
ISBN-10: 3-596-16453-2


So wie es aussieht, hat die Natur nun endgültig die Nase voll. Wieder einmal kündigt sich das Ende einer Species an. Die Evolution ist in der nächsten Sackgasse gelandet...

Gottes höchste Kreatur überschätzt nicht nur sich selbst, sondern beschäftigt sich, blind vor Gier nach Geld, Macht, Besitz und Reichtum, permanent mit der rücksichtslosen Ausbeutung seines Lebensraumes. Längst hat der Mensch jeden Bezug zu seiner Herkunft und seinen Wurzeln verloren.

Nicht einmal die Wiege allen Lebens ist ihm heilig. Ohne Sinn und Verstand plündert er alles Essbare, und nutzt das sensible Öko-System der Weltmeere als Abfalleimer! Millionen Tonnen Atommüll incl. radioaktive Abfälle aus Medizin, Forschung und Industrie, Plutonium, chemische Waffen, Giftgasbehälter, zehntausende Wracks, Giftabfälle wie DDT, Quecksilber, PCB, Blei, Cadmium, Arsen, Chrom usw. gefährden inzwischen 70 der 200 wichtigsten Meeresfischarten und bedrohen das ökologische Gleichgewicht ernsthaft.

Jemand muss die Notbremse ziehen! Ein Meteor wäre nicht schlecht, aber wer weiß, wann der nächste vorbeikommt. Bis dahin kann es zu spät sein. Es muss also etwas passieren...

Zuerst ist ein peruanischer Fischer dran. Zack, weg. Weiter nördlich tut sich ebenfalls Seltsames. Viel weiter nördlich. Millionen von Würmern campieren am norwegischen Kontinentalrand in 700 Metern Tiefe. Diese gehören eigentlich gar nicht dahin.
Muscheln entwickeln plötzlich heftigsten Bewegungsdrang und belagern das Ruder der "Barrier Queen", einem 60.000-Tonnen-Frachter. Der Angriff vor der kanadischen Pazifikküste ist ebenso erfolgreich, wie der Frachter manövrierunfähig! Doch damit nicht genug. Herbeigeeilte Schlepper werden von Walen angegriffen. Durch ein nicht unintelligentes Manöver bringen sie sogar einen Schlepper zum Kentern...! Hallo... was' los?!
Und so geht das munter weiter. Tote durch giftige Quallen in Costa Rica und Australien. In Frankreich tauchen "explosive" Hummer auf, die gar für eine Epidemie sorgen...

Bis es dann ganz gewaltig knallt. Die Würmer haben ganze Arbeit geleistet. Der norwegische Kontinentalhang bricht ab! Ein Desaster... und eine gigantische Schockwelle. Die Anfangsgeschwindigkeit des Tsunamis beträgt 700 Stundenkilometer. Europa im Ausnahmezustand...

Der Golfstrom gibt übrigens auch noch den Geist auf. Einfach so. Einfach so? Aber es wird noch viel schlimmer...

Das ist wirklich alles mehr als beunruhigend, und der Autor bringt das ungebremst rüber. In einer Rezi habe ich gelesen, dass jemand drei Monate an dem Buch gelesen hat. Und es wäre eine Quälerei gewesen.
Das kann ich nicht bestätigen. Ich weiss nicht, ob ich eine Woche gebraucht habe, aber eins weiss ich genau: Ich habe das Teil sogar mit aufs Klo genommen! Tiefste Erschütterung und grenzenlose Neugier gaben sich die Klinke in die Hand. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören.

Das Buch zeichnet ein bitterböses Konzentrat aus Filmen wie "Abyss", "Independence Day" und "Contact", nur mit gänzlich anderen Vorzeichen. Es verwandelt sich vom Öko-Thriller in wissenschaftliche Sience Fiction... und genau an diesem Übergang verliert das Buch etwas an Logik und Glaubwürdigkeit. Leider kommt dann am Ende die "Lösung" des Problems auch viel zu schnell. Kein Wissenschaftler dieser Erde kann so schnell arbeiten. Ebenso unglaubwürdig ist der "Trick"...! Nach alledem was vorgefallen ist, kann so eine lächerliche Aktion niemals zum Erfolg führen. Witzig zudem, dass Frau Weaver ausgerechnet an der richtigen Stelle abtauchte... und überhaupt so weit kam! Also neee... Aber was soll's - DAS geht halt nur in einem Roman.

Und im Film! Denn ich wette um eine Kiste Tunfisch, dass wir den Stoff 2007/8 auf der Leinwand erleben dürfen. Der nächste Katastrophenschinken steht also ins Haus. Und der wird Hammer! Hoffentlich ist die Botschaft dann noch erkennbar...

Fazit: Spannende Endzeit-Unterhaltung mit mehr oder weniger offenem Ende. Wahrhaftig ein (SF-) Thriller mit "Tiefgang". Der Blick auf's Meer wird ein anderer sein. Für immer!!!

 

Thomas Lawall - Januar 2006

 

 

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