Der Mann mit dem goldenen Revolver Ein Hinterhof-Krimi mit Marek Miert
von Manfred Wieninger
216 Seiten © Haymon Taschenbuch, Innsbruck-Wien 2015 www.haymonverlag.at ISBN 978-3-7099-7805-4
Die Ereignisse mit und rund um Marek Miert spitzen sich wieder einmal zu. Der erste "Diskont-Detektiv" Harlands, in seinem betagten Ford Granada unterwegs, kann gerade noch sein Ziel korrigieren, indem er unauffällig weiterfährt. Ein Überfall-Kommando kommt ihm auf dem Weg zu seinem zweiten Besuch von Novys Hütte zuvor. Seinen Auftrag würde er nun endgültig nicht mehr ausführen können.
In eine Polizeiaktion verwickelt zu werden wäre im Moment weniger günstig, insbesondere im Hinblick auf das katastrophale Verhältnis zu Harlands Kriminaldirektor Gabloner. Jenes könnte man, mit einigen Abstrichen, mit dem "zwischen Luzifer und dem Erzengel Michael" vergleichen. Zusätzlicher Ärger wäre kaum noch zu verkraften. Eimerweise Öl ins Feuer kippen würde in diesem Zusammenhang die Entdeckung der illegalen Schrotflinte, die Marek Miert im Kofferraum mitführt!
Isidor Novy hieß der Mann, dessen Haus er für zwei Tage bewachen sollte. Auftraggeber war ein Ing. Manfried Scheibelreiter, der vorgab, eine terminlich unabänderbare Geschäftsreise tätigen zu müssen. Deshalb hätte er nicht die Zeit, das vererbte Haus seines kürzlich verstorbenen Großvaters in Augenschein zu nehmen. Diese Aufgabe hatte er Miert zugedacht und unterstrich dies mit einer durchaus nicht ungroßzügigen Vorauszahlung.
Mierts erster Besuch des aus alten Eisenbahnschwellen zusammengezimmerten Hauses gestaltete sich weniger erfreulich. Die eher erbärmlich eingerichtete Hütte erregte offenbar auch das Interesse eines anderen Personenkreises. Als Ganove Harry Schleicher, den in Harland jeder "vom Wegsehen kannte", mit seinem Gorilla auftauchte, erlebte der Diskont-Detektiv unangenehme Begegnungen mit einem Taser und einer Zaunlatte.
Angefangen hat es ja eigentlich mit jener Dame, die "Adriana oder Daniela oder vielleicht auch Clarissa" hieß. Am späten Abend tauchte sie in Mierts Wohnbüro auf. Sie hatte ein Baby dabei, was der verdutzte Detektiv in einen beunruhigenden Zusammenhang an jene mit ihr verbrachte Nacht vor einem Jahr stellte. Die Dame erklärte, ein neues Leben beginnen zu wollen, und da sie das Kind ja wohl schlecht im Wald aussetzen könne, wäre Miert die einzige Lösung ...
Manfred Wieninger und sein Diskont-Detektiv Marek Miert sind und bleiben die Top-Besetzung in der österreichischen Krimilandschaft. Auch in der achten Folge der Krimireihe um den Harlander Ausnahmeermittler hat selbiger nichts von seiner Eigenwilligkeit verloren. Eher das Gegenteil scheint der Fall zu sein.
Weiterhin bleibt er einer von den Guten, auch wenn er nicht immer die Wege der Guten zu beschreiten gedenkt. Auch hier kommt eher das Gegenteil zum Tragen. Doch neben allen Gratwanderungen existieren für ihn immer noch eindeutige Grenzen, die sich jedoch seiner eigenen Definition unterwerfen müssen.
Was allerdings darüber hinausgeht, entzieht sich seinem Verständnis. Ähnlich wie in der Kunst. Ebenso wenig wie er Beuys und Malewitsch versteht, kann er das Verbrechen "ab einem gewissen Härtegrad" nachvollziehen. Das große "Spiel" derjenigen, die sinnlose Hierarchien und Geldimperien dirigieren sowieso nicht.
Marek Miert hat auf den großen Bühnen nichts verloren. Mit seinem Leben am Existenzminimum und darunter hat er genug zu tun, und wenn er verliert, dann richtig und sei es nur beim Schachspiel gegen sich selbst. Neben all der Aussichtslosigkeit gibt es für das Mitglied in der "Liga der außergewöhnlichen Loser" am Ende doch immer so etwas ähnliches wie einen Sieg zu feiern. Auch wenn es nur ein Tropfen Gerechtigkeit auf den heißen Stein dieser ungerechten Welt bedeutet.
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