Literatur

DER FURZ

von Alfred Limbach

Illustriert von Tomi Ungerer

Heyne-Buch Nr. 01/6163
2. Auflage
© 1980 by argos press, Köln
Umschlagzeichnung Tomi Ungerer
ISBN 3-453-01678-5


Auch schon wieder 25 Jahre her, als dieses Büchlein herausgebracht wurde. Irgendwann(?) in der 4.(?) Auflage erschienen, möchte ich mich mit der mir vorliegenden 2. Auflage (1980) etwas ausführlicher beschäftigen, um unsere permanent gelangweilte Leserschaft mit einem weiteren Highlight der Weltliteratur bekannt zu machen.

Das "anrüchige" Werk erreichte mich damals als Geburtstagsgeschenk meines Bruders Steffen, der sogar eine Hinter(n)lassenschaft leistete und zwar in Form einer Widmung: "Die meisten Fürze werden vom Winde verweht... Alles Gute und ein windiges neues Lebensjahr... PS: Wer den vornehmen Wind nicht ehrt, ist des dreckigen Furzes nicht wert."

Alfred Limbach hat mit der Geschichte des Furzes - "Vom Urknall bis heute" - eine der wohl umfassendsten Dokumentationen dieses komplexen Themenbereiches vorgelegt und sich somit als Vorstreiter und Wegbereiter verdient gemacht.

In Kapitel 3 (Die Würze der Fürze) beschreibt Limbach das Furz-Wesen und nimmt eine generelle Klassifizierung der Furz-Arten vor, die er (zunächst) grob in vier Klassen einteilt:

1. Der Darmstädter cognito - ohne Gefolge
2. Der Darmstädter cognito - mit Gefolge
3. Der Darmstädter incognito - ohne Gefolge
4. Der Darmstädter incognito - mit Gefolge

Unter Aufrechterhaltung der generellen Kategorien nimmt Limbach eine zweite Einteilung vor und spezialisiert über- und untergeordnete Spezies wie z.B. den Kolonnenknaller, Kasernenwärmer, Kanonenschlag, Rettichfurz, Preßfurz, starken Drängler oder so pikante Gattungen wie den retrograden, kopflosen, metrischen oder scholastischen Furz.

Der Autor verzichtet zudem weder auf eine onomatopoetische, als auch auf eine etymologische Betrachtung des Furzes, sowie einer Einbeziehung des Furzens als Kunstgattung. In Kapitel 5 erinnert er an den Beruf des Kunstfurzers... und allein die hier geschilderten Anekdoten würden jetzt den Rahmen wirklich sprengen...!

Sprachlich bewegt sich Herr Limbach auf allerhöchstem Niveau und setzt mit blumig-pointierten Akzenten eine Lachsalve nach der anderen frei, wobei der Rezensent in diesem Falle gar zugeben darf, dass sich der entstandene "Druck" bei ihm nicht nur lachend-oral erleichterte, sondern gar nicht mal selten diskret auch nach hinten verflüchtigte...         

Ich empfehle dieses hinter(n)listige Werk ohne Wenn und Aber. Ist es doch eine sehr druckvolle literarische Rundreise durch und in die An(n)ale(n) der Geschichte...

Leider scheint das Buch inzwischen vergriffen zu sein, denn selbst im www findet man (fast) keine Informationen bezüglich einer aktuellen Neuauflage usw. und über den Autor leider überhaupt nichts (???)!
1988 scheint jedenfalls eine weitere Auflage erschienen zu sein. Den Verlag gibt es aber offensichtlich nicht mehr...

Bleibt also nur der Gang (oder "Klick") in diverse Antiquariate. Dort wird der geneigte Sesselpupser     allerdings fündig! Ich darf zu diesbezüglichen Aktivitäten dringend anraten, denn wer kann schon wissen, wie lange es noch dauern mag, bis auch der verbleibende Rest vom Winde verweht wird...


Thomas Lawall - Februar 2005


 

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