Der Clan
von Dwayne A. Smith
480 Seiten © 2014 by Damn Good Idea Productions © 2014 für die deutschsprachige Ausgabe bei Knaur Taschenbuch www.knaur.de ISBN 978-3-426-51440-5
Martin Grey beginnt so langsam, sich über gar nichts mehr zu wundern. Sein Leben scheint sich unaufhörlich zu verändern. Wie auf Schienen, von einer Weiche in eine andere Richtung gelenkt, verändert sich sein Leben grundlegend. Die Entwicklungen, die zu jenem Privatjet führten, waren schon gravierend genug, doch was ihn jetzt erwartet, verschlägt ihm einmal mehr die Sprache.
Nein, er landet nicht in der erwarteten belebten Hochglanz-Metropole, sondern weitab jeder erkennbaren Zivilisation auf einer privaten Piste. Die fast zwei Kilometer lange Asphaltfläche ist von dichtem Wald umgeben. Mehr als einen kleinen Wachposten und eine Garage für zwei Geländefahrzeuge am Ende der Piste scheint es nicht zu geben. Wer kann sich so etwas leisten? Und wohin wird die Reise jetzt gehen ...?
Staranwalt Damon Darrell hat einen Prozess verloren. Jeder seiner Fälle erzeugt großes Medieninteresse, insbesondere sein aktueller. Er vertrat Autostone Industries, den weltweit größten Reifenhersteller, der wegen "rassistischer Diskriminierung" von einem seiner Angestellten angezeigt wurde. Einige Vorfälle wurden durch Überwachungskameras belegt, wovon ein Video auf You Tube besonderes Aufsehen erregt hatte.
Vor dem entscheidenden Gerichtstermin begegneten sich Martin Grey, der Verteidiger, und sein übermächtiger Gegner vor dem Gerichtsgebäude. Der Anwalt des Industriegiganten lieferte eine medienwirksame Warnung in Richtung seines Widersachers, dem er trotz eindeutiger Beweislage nicht den geringsten Erfolg in Aussicht stellte. Martin Grey erwartete nicht nur das, sondern die übliche "Affenkomödie", was eine nicht weniger wirksame Reaktion in der Schar der versammelten Journalisten auslöste.
"Schwere Geschütze" stellte Damon Darrell in Aussicht, und er würde nicht übertreiben, was Martin Grey ebenfalls wusste. Nach dem neunzigminütigen Schlussplädoyer des Staranwaltes blieb fast nichts mehr übrig, was dem Fall noch eine Wendung geben konnte. Lediglich eine Idee. Ein Funken Hoffnung, den es auf die Geschworenen zu übertragen galt. Also versuchte der Anwalt einer winzigen Kanzlei das Unmögliche und entschloss sich für ein wahrhaft unkonventionelles Schlusswort ...
Der unerwartete Sieg löste entsprechendes Aufsehen in der Öffentlichkeit und eine rauschende Siegesfeier in der kleinen Kanzlei Grey und Grossmann aus. Nun wäre man endlich soweit, den Umzug in größere Räumlichkeiten zu planen und umzusetzen. Die Kette der ungeahnten Wendungen im Leben der beiden kleinen Anwälte sollte jetzt aber erst richtig beginnen, denn zu der Feier im kleinen Kreis gesellte sich ein gänzlich unerwarteter Gast. Der vermeintlich übermächtige Gegner erschien mit zwei Flaschen Champagner. Doch Damon Darrell wartete mit einer zweiten Überraschung auf: Einer Einladung ...
"Der Clan" ist ein Thriller der anderen Art. Oder eher der ganz anderen Art. Ebenso absolut nachvollziehbar, wie moralisch nicht unbedenklich. Dwayne A. Smith dreht altbekannte Rollen einfach um. Was Weiße Schwarzen angetan haben, wird nie gesühnt werden. Wenn Rache eine Option ist, schafft dieses Werk ein ungeheures Szenario, einen radikalen Denkzettel und einen gnadenlosen "Lösungsansatz".
Seine Hauptfigur des kleinen schwarzen Anwalts Martin Grey taucht in eine grauenhaft-zynische Parallelwelt ein, die seine moralischen Werte auf eine harte Probe stellen. Dwayne A. Smith entwickelt die Idee einer "Art Störung, die den Geist des schwarzen Mannes vernebelt". Sie bewirke u. a. das automatische Sklavenverhalten einem Weißen gegenüber. In keinem medizinischen Fachbuch vermerkt, existiere die Krankheit dennoch. Es gäbe nur eine Möglichkeit, gegen das "schwarze Rauschen" anzutreten und die Krankheit zu besiegen ...
Somit gelingt dem Autor ein provokanter Streich und ein spannungsgeladener Roman mit gänzlich anderen Vorzeichen.
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