Literatur

Das Universum in einem Staubkorn

von Joseph Scheppach


224 Seiten
© 2023: Joseph Scheppach
Copyright Originalausgabe © 2023: Wilhelm Goldmann Verlag
www.goldmann-verlag.de
ISBN 978-3-442-14291-0



Sehr bescheiden hört sich der Untertitel des Buches an: "Eine kurze Geschichte des Staubs vom Wohnzimmer bis ins Weltall". Denn "kurz" gestaltet sich diese Entdeckungsreise auf keinen Fall. Das Gegenteil ist der Fall, denn die ganzen Lesepausen zwischen dem Staunen, aus dem man so schnell nicht mehr herauskommt, müssen hinzugerechnet werden.

Im Allgemeinen ist Staub schnell definiert. Jener, der sich beispielsweise an Fensterscheiben oder auf Computerbildschirmen sammelt und hin und wieder gerne oder ungern, insbesondere beim Fensterglas, entfernt werden muss. Ansonsten ist da nicht viel zu sagen. Dann gäbe es noch diesen Saharastaub, der von Zeit zu Zeit und besonders gerne Autos umfärbt ...

... dabei ist jener Staub besonders interessant. Ein paar simple Fakten genügen bereits, um jenes Phänomen als ein solches überhaupt wahrzunehmen. Zudem lernt man Berufsgruppen kennen, von denen man im Leben noch nie etwas gehört hat. Atmosphärenforscher zum Beispiel. Ein solcher, bei der NASA angestellter, hat in langjährigen Beobachtungen ermittelt, dass pro Jahr 182 Millionen Tonnen Saharastaub auf das Meer geweht werden.

Und darüber hinaus, denn sogleich folgt die nächste Überraschung. Die unfassbare Artenvielfalt im Amazonas wächst seit Millionen von Jahren auf "den nährstoffärmsten Böden der Welt". Verblüffend für Laien sind dann die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die erklären, wie nun die Fruchtbarkeit jener Region tatsächlich zustande kommt ... was auch für den Zusammenhang der riesigen Mammutbäume in der Sierra Nevada und der Wüste Gobi gilt!

Weit ist der Gedankensprung von den "25000 Sattelschleppern" Wüstenstaub, welcher die Sahara rein rechnerisch täglich verlässt, zum "Kreislauf des Hausstaub-Ökosystems". Gut, dass unsere Augen nicht in der Lage sind zu beobachten, was Fadenpilze, Staub- und Raubmilben täglich in unserer unmittelbaren Nachbarschaft so alles anstellen und sich gleich millionenfach in unseren Matratzen tummeln. Kopfkissen sind natürlich ebenfalls beliebt und bestehen bereits im zarten Alter von zwei Jahren "zu etwa 10% aus Milben".

Staub ist auch für den Fund eines Mannes, der vor 5300 Jahren eines gewaltsamen Todes gestorben ist, verantwortlich. Schnee und Eis reflektieren das Sonnenlicht. Staub ändert die Situation. Es taut. So erblickte der Mann aus dem Eis "Ötzi" wieder das Tageslicht.

Gar nichts gehört haben die meisten wahrscheinlich von "Trennmittelstaub", obwohl dieser allgegenwärtig ist. Im weiteren Verlauf des Buches wird es immer spannender, besonders wenn es ins Detail geht, denn es gibt, von Spezialfirmen hergestellt, seltsame Produkte wie "Prüfstaub" oder gar "Ritzenprüfstaub".

Jede nur erdenklichen Dimensionen sprengen dann kosmische Betrachtungen, denn im Prinzip sind uns "Reisen" in ferne Galaxien möglich, ja sogar der eine  oder andere Blick in die Vergangenheit ist möglich. Stichwörter sind "Sternenstaub" und "Mikrometeoriten", welche die Erde täglich tonnenweise erreichen. Auch weit außerhalb unseres Heimatplaneten können Erkenntnisse über die Entstehung unseres Sonnensystems gewonnen werden. Im Januar 2004, mit dem "teuersten Staubsauger der Welt", zum Beispiel...

Neben Literaturhinweisen und dem Register am Ende des Buches gibt es im Mittelteil ein 16seitiges "Feinstaub-ABC". Nach so viel "staubiger" Lektüre empfiehlt sich ein Glas Wasser und ein kräftiges Durchlüften der Wohnung. Einmal kurz Staubsaugen vielleicht noch ... wobei man diese Arbeit künftig mit ganz anderen Augen sehen wird.

 

Thomas Lawall - November 2023

 

 

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