Literatur

Das Spiel - Opfer

von Jeff Menapace


400 Seiten
© 2013 by Jeff Menapace
© 2016 der deutschsprachigen Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München
www.heyne-hardcore.de
ISBN 978-3-453-67707-4



Amy hat die Nase voll. Am liebsten würde sie sofort ihre Sachen zusammenpacken und nach Hause fahren. Den Familienurlaub am Crescent Lake hat sie sich völlig anders vorgestellt.

Bereits auf der Hinfahrt begann eine Serie von seltsamen Ereignissen. An einer Tankstelle sprach ein wildfremder Mann Amys Mann Patrick an. Er sei ebenfalls in einen Urlaub unterwegs, worauf ihm Patrick Details über den geplanten Aufenthaltsort mit seiner Familie nannte. "Arty" zeigte sich begeistert, da er ähnliche Ferien in einer Hütte am gleichen See gebucht habe. Vor lauter Begeisterung ließ es sich Arty nicht nehmen, Patricks Benzinrechnung zu begleichen.

Ein weiterer Vorfall ereignete sich in einem Schnellrestaurant. Beim Bezahlen bemerkten Patrick und seine Frau Amy das Verschwinden ihrer sechsjährigen Tochter Carrie. Allerdings war sie schnell wieder aufgetaucht, zur allgemeinen Verwunderung aber ohne ihre absolute Lieblingspuppe "Josie". Eigentlich waren sie unzertrennlich. Bis zu diesem Tag, als sie die Puppe bei einem Fremden gegen einen Lolli eingetauscht hatte.

Am Urlaubsort angekommen, fuhr Amy zu einem ersten Einkauf in einen Supermarkt unweit des Sees. Als ihr lediglich noch der Reis fehlte, wurde sie von einem Mann am entsprechenden Regal angesprochen, der zunächst nur eine Auskunft wollte. Er erbat sich Hilfe für ein Kochrezept, da er seine Freundin beeindrucken wolle.

Amy ließ sich nicht darauf ein, bezahlte ihren Einkauf, wurde aber zuvor in der Warteschlange von dem Mann in übler Weise verbal belästigt. Schließlich verließ sie den Supermarkt fluchtartig, eilte zu ihrem Wagen und verstand die Welt nicht mehr. Auf der Motorhaube lagen zwei Pakete Reis. Genau die Sorte, die sie im Laden schon in der Hand hielt, aber wegen der merkwürdigen Anmache des Unbekannten wieder zurücklegte.

Amys Mann nimmt die Vorfälle weniger ernst. Er sieht die Ereignisse isoliert, weil er einen Zusammenhang nicht erkennen kann. Zudem möchte er sich von ein paar schrägen Typen den Urlaub nicht vermiesen lassen. Er kann seine Frau beruhigen und ist sich sicher, dass nichts weiter passieren wird.

Leserinnen und Leser sind ebenfalls schon jetzt mehr als verunsichert - lassen sich aber keinesfalls beruhigen. Es ist eine subtile Kunst, diese mehr und mehr in panische Unruhe zu versetzen. Fast möchte man das Buch weglegen, um möglichst nicht mehr zu erfahren, wie es weitergeht. Das "Spiel" mit der Angst beherrscht Jeff Menapace auf seine besondere Art und Weise. "Kunst" ist es insofern, als ihm dies bereits im ersten Satz des Buches gelingt!

Die von ihm beschriebenen Situationen, unterstrichen von zahlreichen Filmzitaten, erzeugen Gänsehaut und seine Charakterisierungen erst recht. Die "Fannelli-Brüder" Jim und Arty stellt er nicht als "Bösewichte" im üblichen Sinn dar. Man beginnt sehr bald zitternd zu ahnen, was der Autor vorhat. Eine gnadenlose Vorstellung zweier Menschen, die für ihre Taten keine Motive brauchen ...

Die Thematik "einsame Hütte, unbekümmerte Ausflügler und wahnsinnige Killer" ist keineswegs neu. Dennoch schafft es Jeff Menapace, das Szenario durch gänzlich unerwartete Wendungen rundzuerneuern. Dieses "Spiel" treibt er nicht nur mit seinen Protagonisten, sondern auch mit Leserinnen und Lesern. Für Unruhe sorgt der schon zitierte erste Satz , doch mit dem letzten Satz in "Das Spiel - Opfer" setzt er einen ganz besonderen Knalleffekt frei.

Die Lektüre von Band zwei und drei seiner Roman-Trilogie, welche hierzulande noch nicht erschienen sind, ist somit unvermeidlich!

 

Thomas Lawall - Oktober 2016

 

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