Literatur

Das Recht zu töten
Ein Stuttgart-Thriller


von Sybille Baecker


368 Seiten
© Sutton Verlag, 2013
www.suttonverlag.de
ISBN 978-3-95400-224-5



Kirstin Schwarz joggt in gemächlichem Tempo durch den Stuttgarter Rosensteinpark. Sie muss ihre Gedanken zur Ruhe bringen und neue Ziele fokussieren. Die nächste "Aktion" sollte besser geplant und durchgeführt werden. Wenner, der einen Handel mit Mädchen aus dem Ostblock betreibt, liegt im Krankenhaus. Derzeit kommt sie also nicht an ihn heran. An seine rechte Hand jedoch schon eher. Es würde ganz gut passen, denn mit diesem Diego hat Kirstin sowieso noch eine Rechnung offen ...

Man residiert am Killesberg, Stuttgarts grüner Oase, in einer vornehmen Villa und einem ebensolchen Anwesen. Wochenlang hatte sie Diego Zachewskijs Lebensgewohnheiten beobachtet und studiert. Nun ist die Zeit gekommen zuzuschlagen. Die Alarmanlage im Parterre des Hauses ist kein Hindernis, denn Kirstin steigt über einen Balkon in den ersten Stock des Hauses. Im Arbeitszimmer wird sie fündig. In einem kleinen Kühlschrank steht eine angebrochene Flasche Wodka. Nun bräuchte sie nur noch den Inhalt jenes kleinen Fläschchens einzufüllen und ihr teuflischer Plan würde gelingen. Doch dazu kommt es nicht mehr, denn Diego kehrt unerwartet und viel zu früh zurück ...

Schon befindet er sich an der Haustür und an eine Flucht ist nicht zu denken. Andererseits würde es ihr sicheres Ende bedeuten, wenn Diego sie entdecken würde. Fast in Panik versucht sie, einen vernünftigen Fluchtplan zu erarbeiten, doch dazu kommt es ebenfalls nicht mehr. Jemand packt sie unsanft von hinten und hält ihr den Mund zu. Still soll sie sein und ihm folgen. Durch ein Fester in einem der hinteren Zimmer gelingt die Flucht ...

Das übliche Schema Mord, Ermittlungsarbeit und Verhaftung des Täters findet in diesem Roman keine Entsprechung. Man darf sich auf eine völlig andersartige Rollenverteilung einstellen und freuen. Der übliche Ermittlungsapparat spielt nicht einmal eine untergeordnete Statistenrolle. Die Figur der sportlich-resoluten Datenbankadministratorin Kirstin Schwarz dominiert über jede polizeiliche Ermittlungstaktik, indem sie ihre eigenen Parameter setzt. Kein ungefährliches Unterfangen, wie sie sehr bald feststellen und erfahren muss.

Aber da gibt es ja noch diese ominöse Organisation und jene Nervensäge namens Giorgio, der zunächst vergeblich versucht, Kirstin zu helfen. Sie hätten die gleichen Ziele, jedoch andere Mittel, diese zu erreichen. Mit der Art von Gegenwehr, die sie veranstaltet, hatte er allerdings nicht gerechnet. Trotz aufflackernder gegenseitiger Sympathie kommt es nicht nur einmal zu handfesten Auseinandersetzungen ...

Die außerordentlich brisante Handlung rund um das Thema Rache und Selbstjustiz setzt die Autorin, besonders in Verbindung mit der kampfsporterprobten Hauptdarstellerin, routiniert in Szene. Lesenswert sind auch und besonders die hitzigen Wortgefechte, die Giorgio auf härteste Geduldsproben stellen. Mitunter rüttelt die ebenso uneinsichtige wie unberechenbare Kirstin sogar am Nervenkostüm der versammelten Leserschaft. Einmal müsste sie doch zur Einsicht kommen ... aber nein. Weshalb Probleme lösen, wenn man die Lage noch komplizierter gestalten kann!

Im Nachwort und Dankeschön gibt Sybille Baecker ihrer Hoffnung Ausdruck, Leserinnen und Leser gut unterhalten zu haben. Das ist gelungen und herzlichen Dank zurück!

 

Thomas Lawall - März 2014

 

 

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