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Das Leben ist kein Bauernhof
von Petutschnig Hons
224 Seiten © 2025 Knaur Verlag www.droemer-knaur.de ISBN 978-3-426-56226-0
Eine Katastrophe bahnt sich an. Jochen hat den Aufschlag bis in sein Wohnzimmer gespürt. Sogar ein leichtes Beben des gesamten Hauses glaubt er bemerkt zu haben. Auf jeden Fall dürften die teuren Biberschwanzziegel ernsthaften Schaden davongetragen haben.
Jochen, der "Zuagraste", ist außer sich, und stellt seinen eingeborenen Nachbarn Hons zur Rede, welchen er, wie gewohnt, beim Spiel mit seinem Jüngsten beobachtet. In den Streit mischt sich nun auch der kleine aufgeweckte Kerl ein:
"Was glaubst du, warum ein Federball "Federball" heißt?"
Jochen scheint das nicht zu besänftigen, weshalb er sich mit einer "besonderen" Leiter daran macht, den vermeintlichen Schaden persönlich in Augenschein zu nehmen. Die weiteren Ereignisse bilden die Ursache für die zeitlich begrenzte Aufnahme seiner beiden Kinder beim Nachbarn Hons, der allerdings bereits mit vier eigenen Sprösslingen gesegnet ist.
Hier prallen dann Welten aufeinander, während Timos und Tildas Mutter unerreichbar in einem Selbstfindungskurs im indischen Goa (aus gutem Grund...) verweilt. Die restlos verwöhnten Kinder bringen die ländliche Idylle natürlich ordentlich durcheinander, wobei sich die Komplikationen bereits durch die gravierend unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten ergeben.
Der Autor, Kabarettist und Bauer Wolfgang Feistritzer, lässt durch seine vom einstigen Wutbauern zum Mutbauern mutierte Kunstfigur "Petutschnig Hons" den ländlichen Alltag mit weltlichen Angelegenheiten zünftig kollidieren.
Daraus entwickeln sich neben aller Situationskomik auch tiefe Einblicke in das bäuerliche Tagwerk, insbesondere im Hinblick auf die gravierenden Veränderungen desselben in den vergangenen Jahrzehnten, sowie für Laien wertvolle Nachhilfestunden in Sitten, Gebräuchen und Arbeitsweisen der ganz allgemeinen Art.
Denn wer weiß schon, was beispielsweise ein "Kreiselschwader" ist, und warum frisch gemähtes Gras nicht zu oft "geschwadert" werden sollte. Ebenso aufschlussreich sind einige Unterrichtseinheiten in Sachen Milch- und Viehwirtschaft, Speckherstellung, "Almkunde" oder der eher fleischarmen Ernährung vergangener Zeiten. Letzteres untermauert ein hochinteressanter einwöchiger Speiseplan aus Urgroßmutters Tagen!
Angerührt mit teils wohldosierten und teils überdosierten satirischen Zutaten sowie messerscharfen Überspitzungen, entwickelt sich "Das Leben ist kein Bauernhof" in eine extrem unterhaltsame Lektüre mit steigender Spannungskurve, welche am Ende einen echten Knalleffekt zu bieten hat und zudem irgendwie nach Fortsetzung riecht.
Der Hons hat's wahrlich nicht leicht. Als Landwirt und mehrfacher Familienvater sowieso nicht, doch mit der richtigen Einstellung, und tatkräftiger Unterstützung durch Ehefrau Elke, ist letztendlich irgendwie alles zu schaffen.
Schließlich ist das Leben auf dem Bauernhof nicht mal halb so wild wie das wahre Leben.
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