Literatur

Das Inselhaus

von Leonora Christina Skov


416 Seiten
© Leonora Christina Skov 2015
© der deutschsprachigen Ausgabe 2018
by btb Verlag
www.btb-verlag.de
ISBN 978-3-442-71424-7



An was erinnert die Hauptthematik noch gleich? Diesmal sind es nur sieben Personen und deren Vorstellung gestaltet sich leider etwas sperrig. In Verbindung mit den jeweiligen Lebensgeschichten oder -ausschnitten, deren Familienleben, der Bekanntmachung von Freunden, Verwandten und diversen Affären, beinhaltet dies für den Anfang dennoch ein paar Namen zu viel. 

Private Details, wie beispielsweise das Scheitern einer aktuellen Beziehung durch das immerwährende Sehnen nach der Ex-Ehefrau, die man einst wegen eines dreimonatigen Seitensprungs verloren hat, sind wenig interessant und langweilen entsetzlich. Wie diese Geschichten und Berichte in den amtlichen Boulevardblättern, nur noch viel breiter ausgewalzt. Wem das taugt, bekommt hier eine Vollbedienung.

Für den Rest der Leserschaft zieht die Spannungskurve allerdings spätestens an, wenn die Hauptpersonen Robin, Kevin, Joachim, Anne, Sofie, Greta und Poul aus dem Durcheinander der Vorstellungsrunde ausbrechen. Man befindet sich auf einem Boot und nähert sich jener geheimnisvollen Insel ...

Inzwischen sind die Erinnerungen wach. An das Kinderlied "Zehn kleine Negerlein" ("Ten Little Injuns"/ Septimus Winner 1868) und einen Roman "Und dann gab's keines mehr" ("Ten Little Niggers"/1939) von Agatha Christie (welchen die Autorin im Nachwort zitiert). Man erinnert sich auch an die Verfilmung. War da nicht auch etwas mit einer Schlinge und heruntergefallenen Porzellanfiguren? Zehn Personen wurden auf eine Insel eingeladen, die sie per Boot erreichten ...

Schnell wird, wie auch damals, klar, dass hier etwas nicht stimmt. Die Vorzeichen beginnen sich aber zu ändern. Eine Internetverbindung ist nicht möglich und selbst einen Festnetzanschluss gibt es nicht. Merkwürdig ebenfalls, dass sich im Vorfeld niemand sachkundig gemacht hat, was es mit mit "Stormø" auf sich hat. Aber klar. Geht ja auch gar nicht, denn im Internet gibt es ja keine Informationen über die "Privatinsel", die sich in der Nähe von Esbjerg/Dänemark, also irgendwo zwischen der Insel Fanø und der Halbinsel Skallingen, verstecken muss.

Leserinnen und Leser ärgern solche Ungereimtheiten, dennoch möchte man in Erfahrung bringen, was denn nun so weiter passieren mag. Leider wird es nun noch kantiger als zu Beginn. Eine Flut von Rückblenden in das Privatleben der Protagonisten ziehen sich extrem in die Länge und das Leseziel verändert sich rapide. Man möchte zunehmend gar nicht mehr wissen, wer hier denn nun der Mörder ist, sondern nur noch die anstrengende Lektüre endlich beenden.

Gegen Ende wird man dann mit einer durchaus unkonventionellen Auflösung (die sich aber leider im Prolog bereits andeutet) bekannt gemacht, welche sich aber, oh Wunder, ebenfalls in die Länge zieht. Also nein, das ist jetzt nun endgültig der Konstruktionen zu viel. Ähnlichkeiten zu anderen Werken sind jetzt nicht mehr auszumachen, was bleibt, ist einfach nur die Erinnerung an einen ebenso langweiligen wie farblosen Kriminalroman.

 

Thomas Lawall - März 2018

 

 

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