Literatur

Das Dunkle bleibt

von William McIlvanney u. Ian Rankin


288 Seiten
© der deutschen Ausgabe
Verlag Antje Kunstmann GmbH, München 2022
www.kunstmann.de
ISBN 978-3-95614-508-7



In William McIlvanneys Nachlass befand sich das Prequel zu seiner Inspector-Laidlaw-Reihe, welches von Ian Rankin vervollständigt wurde. Ob dies gelungen ist, darf bezweifelt werden, denn die größte Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt,  ist die, inwieweit es sich hier um ein "literarisches Ereignis" handelt.

Bereits die Story stellt sich insgesamt mehr als bescheiden dar. Bobby Carter war Anwalt, aber auch Berufsverbrecher. Er wird ermordet hinter einem Pub gefunden und nun stellt sich die spektakuläre Frage, wer es denn war...

Die Darstellung der Charaktere leidet meist ebenfalls an permanenter Unterbelichtung. Die handelnden Personen, deren Vielzahl die Geschichte in nicht wenigen Passagen recht unübersichtlich gestaltet, bleiben ohne Profil und wirken wie ein bunter Haufen wahllos zusammengewürfelter Statisten.

Eine Ausnahme bildet hier der "Neue" im Team des Glasgow Crime Squad, Detectice Constable Laidlaw. In jeder Hinsicht unangepasst und unkonventionell passt er in keinerlei amtliche Verhaltensschablonen. Leider wirkt aber auch er, trotz aller schrägen Ansätze, zu beliebig.

Einige, insgesamt aber viel zu wenige, Glanzlichter wissen das "Dunkle" dennoch etwas zu erhellen, beispielsweise eine Passage, die Kollege DI Milligans Haartracht beschreibt:

"... er trug es länger, ... angeblich weil er damit in der Öffentlichkeit unauffälliger wirkte - so wie ein Scheunentor auf einem Festival von Gartenrechen unauffällig wirkt."

Er wäre wirklich interessant zu erfahren, bei welchen Abschnitten es sich um das Originalmanuskript handelt und welche erst später eingefügt wurden. Andererseits stellt sich die Frage, ob das wirklich so schwer zu erraten ist ...

Jedenfalls verliert man den Überblick immer wieder auch deswegen, weil diese ganze Geschichte einfach langweilig ist. Rivalisierende Gangs hin oder her. Sehr lange Dialoge, die zwar perfekt ausbalanciert wurden, lockern die statische Atmosphäre auf, aber auch sie lassen, wie der Rest der Geschichte, so etwas wie Spannung erst gar nicht aufkommen.

Die am Ende so nicht erwartete Wendung kann das Ruder nicht herumreißen und die, in Spurenelementen vorhandene, Sozialkritik ebenfalls nicht. Auf die Idee, dass man sich im Jahr 1972 befindet, kommt man nur durch den entsprechenden Hinweis auf der vierten Seite.

Alles in allem also ein federgewichtiger Kriminalroman, der seinem Titel nicht gerecht wird, und der lediglich Fans der Reihe und der Autoren interessieren dürfte, denn immerhin handelt es sich hier um keine Unbekannten.

 

Thomas Lawall - Januar 2023

 

 

Für Fragen, Kritik und Anregungen steht unser Forum zur Verfügung

Home News Literatur Gedichte Kunst Philosophie Schräg Musik Film Garten Küche Gästebuch Forum Links Impressum