Dampfnudelblues
von Rita Falk
256 Seiten © 2011 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München www.dtv.de ISBN 978-3-423-24850-1
Franz Eberhofer kommt nach Hause und völlig überraschend erwartet ihn ein wahrhaftiger Albtraum. Statt dem erwarteten Wohlgeruch nach der ebenso erwarteten Mahlzeit und dem geschäftigen Treiben in der Küche, riecht es wie in einem Krankenhaus. Oma und Papa haben sich in "Ganzkörperschutzanzüge" verpackt, und Franz schießt der Gedanke an einen Atomunfall durch den Kopf. Doch es ist noch schlimmer als es aussieht, denn ein Besuch seines Bruders, samt neuer Lebensgefährtin und der zehn Wochen alten gemeinsamen Tochter, steht am Wochenende bevor. Bis dahin müsste das ganze Haus keimfrei sein, meint Papa, denn kleine Kinder seien bekanntlich sehr empfindlich. Zudem wäre es ein Mischling und das Immunsystem müsste sich in diesem Fall erst noch orientieren, ob es nun auf "asiatische oder europäische Keime" reagieren soll.
Es tut sich was in Niederkaltenkirchen und neben all den familiären Katastrophen hat Franz auch noch als Dorfpolizist alle Hände voll zu tun. Mal geht es um einen Thermometerstreit in einem Zweifamilienhaus, eine handfeste Auseinandersetzung zwischen "Sozialamtlätschn" oder gar um einen Mord, genauer gesagt um eine "Bahnleich". Böse erwischt hat es den allseits gar nicht so beliebten Rektor der Realschule. Allein in der Schule sind deshalb über 300 Personen zu befragen. Knapp 40 von ihnen haben kein Alibi. Das kann ja heiter werden ...
Schon der Titel verrät es: Es darf gelacht werden. Und jedem, der sich darüber aufregen mag, sei entgegengehalten, dass sich ja noch ein zweiter "Warnhinweis" auf dem Cover befindet. Die Bezeichnung "Provinzkrimi" deutet ebenfalls daraufhin, dass es sich in der Tat um ein wahrlich nicht so ernst gemeintes Werk handelt. Mehr darf also nicht erwartet werden. Weniger aber auch nicht, denn die schon auf dem Cover herauslesbare Selbstironie lässt die Hoffnung aufkeimen, dass es in ebensolchem Stil weitergehen möge.
Wer seine Erwartungen dergestalt anpasst, wird nicht enttäuscht werden. Der "knallharte Kriminalfall" um den unseligen Schuldirektor Höpfl, auch "Höpfl-Arsch" genannt, liest sich ebenso derb wie unkonventionell. Tiefgang darf nicht erwartet werden, dafür aber jede Menge Respektlosigkeiten, die sich quer durch die makabre Geschichte ziehen und selbst vor der Gerichtsmedizin nicht haltmachen. Hier zieht die Autorin alle Register, die in der Frage des Pathologen Günter an Franz Eberhofer gipfeln, ob er ihm die freigegebene Leiche gleich "in eine Tupperbox packen" soll.
Schön herausgemeißelt sind auch die zarten verwandtschaftlichen Bande, die Franz mit seinem Bruder Leopold, der "Schleimsau", verbinden. Der lebt gerade getrennt von seiner zweiten Ehefrau und bringt zu einem Essen bei Oma und Papa seinen neuen Schwarm gleich mit. Gerade erst volljährig ist sie geworden, sieht aber eher jünger aus und sie ist Thailänderin, "praktisch ein Souvenir aus seinem letzten Urlaub". Bei der ersten Begegnung erlaubte sich Franz die Frage, ob die gute "Panida" schon in die Schule gehen würde ...
Rita Falk lässt es an allen Ecken und Enden krachen, und wer Gefallen an ihren zahllosen Boshaftigkeiten findet, kommt hier voll auf seine Kosten. "Dampfnudelblues" ist eine (eingedeutschte) Gaudi, ein lesenswerter Schmarrn und ein "mords"mäßiger Spaß!
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