Literatur

Chicken Impossible
Ein Krimi aus dem Hühnerstall

von Anne C. Voorhoeve


320 Seiten
© Emons Verlag GmbH
www.emons-verlag.de
ISBN 978-3-7408-2351-1



Der Untertitel des Buches passt nicht so ganz, denn die Geschichte spielt nicht (nur) im Hühnerstall. Selbiger ist allerdings eine nicht ganz unwichtige Kulisse des Romans, welcher mit einem reißerischen Titel auf sich aufmerksam macht.

Der Titel eines weltbekannten Thrillers derart umgedichtet, verspricht eine Handlung, die mit kräftigem Augenzwinkern daherkommt. Eine Krimikomödie also, und was die ebenso neugierig machende Illustration verspricht, eine coole noch dazu.

Das stimmt, zumindest weitgehend, da die grundverschiedenen Erzählebenen automatisch viel Raum für lustige Verwirrungen lassen, zumal sich die Erlebnishorizonte von Mensch und Tier nicht ganz unerheblich unterscheiden.

Die beiden Schwestern Helene und Hilde kommen auf die fatale Idee, ihren Lebensabend, im ehemaligen Haus der Mutter, gemeinsam zu verbringen. Grundstein für die sich entwickelnden Alltagsprobleme liegen in der Kindheit der beiden, welche Anne C. Voorhoeve ausführlich schildert.

Das ist nicht wirklich etwas Neues, aber jene Rückblenden haben in diesem Roman eine besondere Funktion. Im Prinzip ist fast der gesamte Roman ein umfangreicher Rückblick und sozusagen die Vorgeschichte eines Verbrechens.

Der Klappentext verrät zwar ein gewisses Detail, nämlich den "Mord einer alten Dame an ihrer eigenen Schwester", aber wer nun wen eigentlich umgebracht hat, erfährt man erst sehr spät in der laufenden Geschichte.

Während ein Großteil anderer Kriminalgeschichten einen Mord oder mehrere in den Vordergrund stellt, und seine Spannung aus den Ermittlungen zur Aufklärung des Verbrechens bezieht, funktioniert der Spannungsbogen in "Chicken Impossible" völlig anders, nämlich aus der schon genannten Frage. War es nun Hilde oder Helene und wer von den beiden ist denn nun das Opfer?

Das gestaltet sich spannend, wobei es die Autorin auf die Spitze treibt, indem sie die Vorgeschichte reichlich dehnt. Für Abwechslung hat sie dennoch gesorgt, da das von Helene spontan gekaufte Federvieh ein Wörtchen mitzureden hat.

Die Hühner haben, wie ihre Besitzerin, ähnliche Probleme untereinander, die sich jedoch anders definieren. Sie gehören unterschiedlichen Rassen an: "Rocky" und "Amy" sind Amrocks, "Susi" und "Heidi" sind Sundheimer. Sogar existenzielle Probleme haben sie, welche aber die Mutter der Sundheimer zu relativieren wusste:

"Wenn sie euch Namen geben, habt ihr schon gewonnen".

So einfach ist das alles aber trotzdem nicht, zumal sich die Ereignisse immer weiter zuspitzen. Schließlich gipfelt das lange Warten in eine ebenso nicht erwartete wie filmreife Eskalation. Das Kammerspiel der Eifersüchteleien gerät völlig außer Kontrolle.

"Chicken Impossible" ist ein Kriminalroman mit völlig anderen Vorzeichen, garniert mit einer Bonus-Schlusspointe der ebenfalls nicht erwarteten Art.

 

Thomas Lawall - April 2025

 

 

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