Brautbett
von Sophie Andresky
224 Seiten © 2015 by Sophie Andresky © 2016 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München www.heyne-hardcore.de ISBN 978-3-453-26907-1
Während Lili mit der Herstellung von allerlei trendigen Backwaren wie Torten, Feingebäck, dem Tassengedöns, auch Cupcakes genannt, und der britischen Variante Scones, welche natürlich zum Tee gereicht werden, beschäftigt ist, tut sich im Garten ein kleines Problem auf.
In ihrem Etablissement, welches sich "Romantikpension schnurren & gut" nennt, gibt es klare Regeln. Ihre Gäste sollen in allen Bereichen verwöhnt werden und sich wohlfühlen. Wellnessangebote, kulinarische Kunstwerke, dampfende Saunafreuden und jeder nur erdenkliche Technik-Luxus sollen ein einmaliges Erlebnis garantieren. Alles was der moderne Mensch für das Genießen schlichter Zweisamkeit eben so braucht.
Das Ausleben von Sexualität gehört selbstverständlich ebenfalls dazu, jedoch nicht in der Öffentlichkeit. Und genau jenes bahnt sich in dem kleinen Park an, welchen die Hotelbesitzerin von ihrer Küche aus gut im Blick hat. Während sie weiterhin mit ihren Kreationen bunter Kuchenhäppchen beschäftigt ist, schreitet das junge Pärchen zur Sache.
Jetzt muss Lili einschreiten und schon kommen die ersten Beschwerden anderer Gäste. Vorher jedoch fühlt sich die Autorin verpflichtet, die körperlichen Aktivitäten ihrer Protagonisten in allen Details zu schildern. Es auf einer Schaukel zu treiben reicht nicht, weshalb die Kamera bedeutend näher heranfahren muss.
Das ist im Prinzip nicht uninteressant, wenn es aber des öfteren und fast zwanghaft wiederholt wird, schleicht sich ein gewisser Gähnfaktor ein. Dies gilt leider für das gesamte Buch, welches sich in seiner Oberflächlichkeit in wenigen Stunden lesen lässt (was eigentlich schon wieder ein Vorteil ist).
Lili arbeitet mit ihrer Freundin Maya zusammen, die sich eine Existenz mit ihrem "Wedding-Planer-Laden Honeymoon" aufbauen möchte. Trotz allem Stress findet sie aber noch genug Zeit, sich im Büro in einem Sex-Chat zu vergnügen und so nebenbei auch mal selbst Hand anzulegen. Auch hier packt Sophie Andresky wieder das Vergrößerungsglas aus, damit anatomisch auch alles seine Richtigkeit hat.
Die Konkurrenz schläft allerdings nicht, weshalb sich ein kleiner Zickenkrieg zu entwickeln droht. Das alles ist jedoch nicht weiter tragisch, da sich die entstandenen Konflikte rasch glattbügeln lassen, was wiederum den Mangel an Glaubwürdigkeit steigert. Hauptsache ist, dass es zwischendurch ordentlich zur Sache geht.
So etwas wie erotische Sinnlichkeit kommt bei den ebenso spontan wie derb und plakativ gestalteten Handlungen, in Verbindung mit Vokabular der unteren Schiene, nicht auf. Erstaunlich, dass beide Seiten jeweils recht zügig zu überaus befriedigenden Resultaten gelangen. Dies scheint auch notwendig zu sein, um sich alsbald wieder dem jeweiligen Tagesgeschäft widmen zu können.
Man(n) schaut bei den eingestreuten Handlungsbeilagen selbstverständlich gerne mal hin, verliert jedoch ebenso schnell jedes Interesse. Auch die flache Handlung vermag nicht zu punkten. Hier hätte man aus der originellen Grundidee eine herrlich chaotische Verwechslungskomödie konstruieren können. Insofern hat "Brautbett" durchaus Potential, welches leider gänzlich verschenkt wurde.
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