Literatur

Blackout
Morgen ist es zu spät


von Marc Elsberg


800 Seiten
©2012 by Marc Elsberg
©der deutschen Originalausgabe 2012
by Blanvalet Verlag, München
www.blanvalet.de
ISBN 978-3-442-38029-9



Wie es zur Notabschaltung des Laufkraftwerkes Ybbs-Persenbeug an der Donau gekommen ist, wissen die Techniker. Ein großflächiger Stromausfall hat zur Folge, dass sich in den Netzen ein unkontrollierbarer Frequenzanstieg aufbaut. Um die Generatoren zu schützen, schalten Computersysteme deshalb Kraftwerke sofort ab.

Der Neustart eines solchen Kraftwerkes ist besonders einfach und deshalb am ehesten geeignet, die Stromversorgung langsam wieder aufzubauen. Das wäre auch bitter notwendig, denn in fast ganz Europa ist der Strom ausgefallen. Die nötigen Schritte werden eingeleitet, doch gleich zu Beginn gibt es Probleme. Der Computer meldet eine Kurzschlussgefahr. Alle Hoffnungen auf eine baldige Lösung des Problems sind damit zerstört.

Und nicht nur in den Kraftwerken Österreichs, sondern überall in Europa. Auch wenn die Stromversorgung kurzfristig wiederhergestellt werden kann, bricht kurz darauf das Netz wieder zusammen. Ungünstiger kann es die Bevölkerung kaum treffen, denn es ist Februar - wobei ein solches Szenario zu jeder erdenklichen Jahreszeit ein Fiasko wäre.

Piero Manzano, ein italienischer Informatiker, ahnt und entdeckt als erster Indizien, die im Zusammenhang mit "intelligenten Stromzählern" stehen, die in Italien und Schweden installiert wurden, und auf bewusste Manipulationen im Netz hindeuten. Bei den zuständigen Behörden stößt er zunächst auf taube Ohren, bis er auf Umwegen, die eine spontane Fahrt nach Österreich bedeuten, zuständige Stellen in Brüssel erreicht und schließlich bei "Europol" landet. Doch dort nehmen die Probleme erst richtig Fahrt auf ...

Marc Elsberg beginnt sein Horrorszenario sozusagen mit Vollgas. Im wahrsten Sinne des Wortes kracht es bereits auf der ersten Seite. Ein umständlich und künstlich ausgedehnter Prolog entfällt also völlig. Der Autor geht sofort in die Vollen, was der Thematik durchaus angemessen erscheint. Schließlich kündigt sich ein gemeiner Stromausfall auch nicht gemächlich an, sondern er geschieht augenblicklich. Im Fall von "Blackout" allerdings in einer ungewohnten Dimension.

Für Leserinnen und Leser stellt sich der ständige Wechsel der Schauplätze zunächst als ungewohnt dar, zumal sich diese etwas unruhige Perspektive durch das komplette Buch zieht. Relativ schnell hat man sich aber auch daran gewöhnt, zumal das permanente Umschalten auf andere Handlungsebenen die Spannungskurve langsam aber stetig nach oben schraubt.

Dem Umfang des Romans entsprechend nimmt sich Marc Elsberg auch sehr viel Zeit für die Charakterisierung seiner Haupt- und Nebendarsteller. Selbst einen gewissen Manuel Amirá dürfen wir genauer kennenlernen, auch wenn ihm in der Geschichte von "Blackout", aufgrund der gegebenen Umstände, lediglich knapp drei Seiten zugedacht sind.

Wem nicht genug Phantasie zur Verfügung steht, sich vorzustellen, was im Falle eines flächendeckenden Stromausfalls an Problemen und Komplikationen entsteht, der findet in diesem Roman Antworten. Egal, ob es sich um Produktions- und Lieferketten, Bestell- und Lagerwesen, Hygiene, Geldkreislauf oder Gesundheitswesen handelt: Es funktioniert nichts mehr. Die Abhängigkeit von Strom ist allgegenwärtig.

Spätestens wenn die Kühlkreisläufe von Atomkraftwerken ihren Dienst versagen und der Kraftstoff für die Dieselgeneratoren der Notstromversorgung ausgeht, stehen eine ganze Reihe weiterer Katastrophen an. Wie und ob man dieses verhindern kann, ist in "Blackout" mindestens genauso, fast unerträglich, spannend wie die Suche nach Ursachen und Verantwortlichen für das Desaster und dessen langfristige Folgen.

In jedem Fall stimmt die Story Leserinnen und Leser mehr als nachdenklich und nachhaltig sowieso. Wer nach dieser Lektüre einen Lichtschalter betätigt und Erfolg hat, wird diesen ungleich mehr zu schätzen wissen als vorher. Umgekehrt wird man beim nächsten Stromausfall im günstigsten Fall einem Anflug von Panik begegnen ...

 

Thomas Lawall - September 2015

 

 

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