Literatur

Bayerisch-Schwaben
Lieblingsplätze zum Entdecken


von Lilo Solcher


190 Seiten
© Gmeiner Verlag GmbH
www.gmeiner-verlag.de
ISBN 978-3-8392-2193-8



Augsburger dürfen sich freuen. Alle jedoch nicht unbedingt. Denn es gab Streit, der neun Jahre währte. Nun ist er vorbei - eine Tatsache, die sich erst einige Monate nach Drucklegung des Buches ergab. Lilo Solcher berichtet vom Fünfgratturm in Augsburg, der von Einheimischen liebevoll "Fünffingerlesturm" genannt wird. Der in die ehemalige Stadtmauer integrierte Wehrturm aus dem 15. Jahrhundert war der Öffentlichkeit bislang nicht zugänglich.

Eine außen angebrachte Stahltreppe sollte dies ändern, was unterschiedliche Positionen der Treppengegner, Stadtverwaltung und der Alt-Augsburg-Gesellschaft jedoch verhinderten. Schließlich konnte man sich letztlich einigen und somit erlaubt sich der Rezensent, bei allem gebührenden Respekt, die pointierten Ausführungen der Autorin dahingehend zu ergänzen, dass der Turm seit dem 09.09.2018 nunmehr tatsächlich besichtigt werden kann.

Eine gute Überleitung bildet die angedeutete Art und Weise, wie die gebürtige Augsburgerin, welche als freie Autorin und Reisejournalistin tätig ist, ihre 88 Lieblingsplätze beschreibt. Humorvoll und lustig vorlaut nimmt sie Leserinnen und Leser mit auf die Reise, stets aber darauf bedacht, möglichst viel Informatives auf kleinstem Raum unterzubringen.

Denn zu sehen gibt es wahrlich genug. Bei diesem Buch, wie auch bei allen anderen dieser Reihe, schleicht sich immer wieder die Erkenntnis ein, dass man im Prinzip auf weltumspannende Reisen verzichten kann, bevor man nicht die unzähligen Möglichkeiten im eigenen Land einmal erkundet hat!

Wer weiß schon, dass sich der junge Brecht einmal als "Bootschubser" ein kleines Zubrot verdiente? Diesen Ort gibt es noch. Dort, wo die sprichwörtliche Zeit noch immer stehen geblieben zu sein scheint. Das Restaurant "Zur Kahnfahrt" am Oblatterwall ist für die Autorin eines der schönsten Plätzchen in Augsburg. Richtig? Stimmt, denn der Rezensent hat sich von der Richtigkeit ihrer Angaben persönlich, auch bei einer Kahnfahrt, überzeugen können.

Das gilt für viele weitere Ziele in Augsburg, wohingegen etwas abgelegenere "Lieblingsplätze" noch ausstehen, aber ganz oben auf der Liste stehen. Beispielsweise Bayerns kleinstes Schauspielhaus (Stadttheater Weißendorn), das Besenmuseum in Günzburg, sowie das Friseurmuseum in Leipheim, wobei man sich neben letztgenanntem gleich noch den Naturerlebnispfad im Donaumoos gönnen sollte.

Ob es sich lohnt, eine Straußenfarm einmal anzuschauen? Und was soll man sich unter einem "Kulturgewächshaus" oder einem "Kunstwald" vorstellen? Kann es eine Brauerei geben, die nur von einem einzigen Mann betrieben wird, und ist es möglich, dass in einer Nacht- und Nebelaktion eine kleine Kapelle "schwarz" errichtet wurde ...?

... und wer hätte als Außenstehender gedacht, dass Bayern und Schwaben überhaupt etwas miteinander zu tun haben? Die beiden Bevölkerungsgruppen scheinen doch auf den ersten Blick recht wenig miteinander zu tun haben. Wie das funktioniert und letztlich fließend ineinander übergeht, kann man in "Bayerisch-Schwaben" in Wort und Bild nachschlagen. Als reisebegleitende Literatur somit uneingeschränkt zu empfehlen.

Gleich am nächsten Wochenende wird das Buch wieder mit uns auf die Reise gehen. Im Handgepäck auf dem Weg nach Illertissen. Gut 3000 Staudensorten soll die Staudengärtnerei Gaißmayer anbieten. Auch das weitere Veranstaltungsangebot liest sich vielversprechend. Gut, dass Lilo Solcher auch an (Internet-)Adressen gedacht hat. Auf geht's!

 

Thomas Lawall - September 2018

 

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