Autorenträume Ein Lesebuch
von Petra Hartmann & Monika Fuchs (Hg.)
336 Seiten © für diese Ausgabe: 2013 by verlag Monika Fucks, Hildesheim © für die einzelnen Beiträge: bei den AutorInnen www.verlag-monikafuchs.de ISBN 978-3-940078-53-7
Margit sieht es ihrer Freundin sofort an, dass etwas Besonderes passiert sein muss. Es ist sogar schöner als ein Lottogewinn, meint Anett. Nach der Bestellung von einem Stück Belohnungstorte machen es sich die beiden in einem Café gemütlich, bis Anett schließlich auspackt. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Aus dem geöffneten Paket überreicht sie ihrer nicht schlecht staunenden Freundin ein Buch. Es handelt sich um eine Weihnachtsanthologie. Aus rund 270 Geschichten hätte der "Seifenblasenkavalierverlag" 30 Geschichten ausgewählt und ihre wäre dabei. Stolz nimmt Anett die Gratulation ihrer Freundin an und die beiden feiern den erneuten Erfolg, denn bereits beim "Rehstummelverlag", "Stiefmütterchenblattverlag" und "Weihnachtsmannmützenverlag" hatte Anett bei den jeweils ausgeschriebenen "Schreibwettbewerben" gewonnen. Margit macht jedoch eine Entdeckung und weiß den "Erfolg" zu relativieren ...
Ein Schriftsteller sieht der Preisverleihung durch den Kulturdezernenten mit großer Nervosität entgegen. Als Gewinner des Literaturpreises der Stadt wird ihm auch der Bürgermeister gratulieren. Der dem Anlass entsprechend hergerichtete Sitzungssaal ist gut gefüllt. Auch für die sich anschließende Schlacht am Büfett ist er gut gerüstet. Auf die Frage, die ihm die Ehefrau des Bürgermeisters stellen wird, ist er jedoch weniger gut vorbereitet. Deshalb bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu sagen. Diese kann jedoch, an der falschen Stelle und zur falschen Zeit geäußert, durchaus Verwirrung und Entsetzen auslösen ...
Anton G. Niedermeyer hat große Pläne. Schließlich ist er der genialste Schriftsteller, den der Planet jemals hervorgebracht hat. Dabei hatte er klein angefangen. Nach dem Studium von Politologie und Germanistik arbeitete er zunächst als Taxifahrer und als Proband in der medizinischen Forschung. Schließlich entstand die Entscheidung, sich der schreibenden Zunft anzuschließen. Sein Äußeres gestaltete er durch eine entsprechende "Künstler-Aufmachung". Ebenso sorgsam musste eine Lokalität ausgewählt werden, die seines Standes würdig war. Nun musste er nur noch mit dem Schreiben beginnen. Wenn ihm etwas eingefallen wäre. Doch bei einer Katastrophe blieb es nicht, denn das Schicksal hat andere Pläne mit ihm ...
Ein Lesebuch, randvoll mit Träumen gefüllt. Fast schon ein wenig zu viel des Guten, doch "Autorenträume" ist kein Buch, welches sich in ein bis zwei Lesenächten "herunterlesen" lässt. Ebensowenig ist es möglich, dieses Füllhorn in seiner Gesamtheit in einer Rezension vollständig zu erfassen.
Vielfalt ist angesagt und genau auf jene sollten sich Leserinnen und Leser einstellen. Wie schon angedeutet, dulden nicht wenige Geschichten den direkten Sprung zur nächsten nicht. Zwischendurch darf man das Buch gerne weglegen und der angeregten Phantasie freien Lauf lassen - insbesondere wenn es sich um eine in einem "Schreibrausch" entstandene, kleine unendliche Geschichte handelt, oder um einen Phantast, der eigentlich ein einfacher Mensch ist, oder um den deutschen Buchpreis, den man unter gewissen Umständen beim Augenarzt erhalten kann.
Wenn man sich durch das eine oder andere Hintertürchen Zutritt in die heiligen Hallen von Schriftstellerinnen und Schriftstellern verschaffen kann, darf man sich auf mannigfaltige Überraschungen gefasst machen. Realität und Fiktion geben sich die Hand und veranstalten einen handfesten Wettlauf. Aber auch stille Einkehr und etwas Verzweiflung kann uns begegnen, und wer sich selbst noch nie im Spiegel betrachtet hat, wird hier und da erschrecken. Auch mit einer gewissen Firma "Quantenwelt" sollte man vorsichtig sein. Eine gute Idee ist es, deren Angebote und vor allem den Preis sehr genau zu prüfen ...
Wer noch staunen kann, der wird es tun!
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