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 Auf Sendung
Ein Erfurt-Krimi
von Beate Baum
240 Seiten
© Sutton Verlag, 2013
www.suttonverlag.de
ISBN 978-3-95400-222-1
Kein Laut dringt durch die meterdicken Mauern des Studentenclubs nach außen. Blaue Spots ziehen ihre Bahnen und Prince lädt Kirsten mit "Play the sunshine" sofort auf die Tanzfläche ein. Dale ist bei ihr und der Alltag schnell vergessen. Sie kommen sich im Tanz näher, doch der Abend sollte anders verlaufen, als geplant. Kirsten entdeckt in einem Nebenraum ihren Ex-Freund und Kollegen Andreas.
Er ist völlig betrunken und murmelt zunächst nur etwas von einem Todesfall. Ein Mann, den sie beide gut kennen, wäre ermordet worden. Er selbst hätte ihn gefunden. Kirsten ist entsetzt, als sie begreift, um wen es sich handelt. Vor einer knappen Woche hatten sie noch einen gemeinsamen Gesprächstermin mit ihm gehabt. Jetzt soll Manfred Haffmann tot sein...
Die Ereignisse überschlagen sich. Der Privatsender PLT veranstaltete eine Strip-Show im Rahmen einer Werbekampagne. Verantwortlicher für die Organisation war Manfred Haffmann. Das Journalistenteam hatte zu Wochenbeginn einen Termin mit der Geschäftsleitung. Zwei junge Frauen sind nach ihrer Teilnahme an der Sendung verschwunden. Doch weder Haffmann noch Programmdirektor Suerth sowie dessen rechte Hand Herr Pohland konnten befriedigende Auskünfte geben.
Andreas vereinbarte am Wochenende einen weiteren Gesprächstermin mit Haffmann, da ihm neue Erkenntnisse vorliegen würden. Als er ihn tot neben seinem Schreibtisch vorfindet, fangen die Probleme erst an, denn Hauptverdächtiger ist erst einmal er ...
Auch in der Filmbranche ist es ja seit einiger Zeit in Mode gekommen, die Vorgeschichten zu einer bereits bekannten Serie zu erzählen. An der Diskussion, ob den Autoren und Produzenten nun nichts Neues mehr einfällt, oder ob sie Altbewährtes, noch einmal kräftig umgerührt, präsentieren wollen, will ich mich bewusst nicht beteiligen. Was die trinkfeste Journalistin Kirsten Bertram betrifft, bin ich sowieso völlig unbelastet, da ich die fünf bereits erschienenen Teile überhaupt nicht kenne. Dem einen oder anderen Leser mag es ähnlich gehen, weshalb man "Auf Sendung" nicht unbedingt als "Episode One" der Serie begreifen muss, sondern einfach als eigenständigen, ja fast historischen Kriminalroman.
Vor dem Hintergrund der "Wende" 1989 ist Erfurt Schauplatz und zwei Jahre später der gesellschaftliche und wirtschaftliche Umbau noch in vollem Gange. Auch wenn nur Raum für Andeutungen bleibt - man hört und sieht sie eben doch die Trabis, Wartburgs, Ladas und Wolgas, die immer noch mit ihren DDR-Kennzeichen durch die Straßen knattern. Aufbruch zu neuen Ufern an jeder Ecke. Im positiven wie im negativen Sinn ...
Die Charakterprofile der drei uneingeschränkten Hauptpersonen Kirsten Bertram, Kollege Andreas Rönn und neuem Freund und Privatdetektiv Dale Ingram sind eher grob skizziert. Sie fallen deshalb auch weniger durch ihre ganz persönlichen Strukturen auf als durch das, was sie tun, sowie durch den momentanen Zustand, in dem sie sich gerade befinden. Und das ist Chaos, zumeist privater Natur.
Ebenso auffallend wie unterhaltsam gestalten sich die musikalischen Kunstgriffe, die Beate Baum jeweils punktgenau einfügt. Zur passenden Befindlichkeit läuft immer der passende Song sowie das passende Textzitat, und mit Titeln von Bruce Springsteen, Talking Heads, Prince, Marianne Faithfull, Doors oder Patti Smith sind es keineswegs Musikkonserven von der Stange.
Der Reiz dieses Kriminalromans besteht aus dem Zusammenspiel einer Achterbahn der Gefühle, dunklen Machtspielen eines Fernsehsenders und dem Flair sowie den Nachwehen eines untergegangenen Machtapparates. "Auf Sendung" bleibt auch die Spannung, und nicht zuletzt bis fast zur letzten Seite die Fragen offen, wer denn nun der Täter ist, und wer denn nun den Fall lösen wird: Polizei, Kirsten, Dale oder Andreas?
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