Literatur

Amissa. Die Vermissten

von Frank Kodiak


432 Seiten
© 2021 Andreas Winkelmann
© 2021 Droemer Verlag
www.droemer.de
ISBN 978-3-426-30764-9



Der zweite Teil der Reihe um die Privatermittler Rica und Jan Kantzius erreichte den Rezensenten als Quereinsteiger. Den ersten Teil hat er verpasst. Nicht weiter schlimm, wie es aussieht ...

Die Story ist schnell zusammengefasst. Die bösen Reichen haben nicht nur viel zu viel Geld, sondern auch noch jede Menge Zeit, um sich die verrücktesten Hobbys leisten zu können. Doch nicht nur das. Grenzüberschreitende, dunkle Phantasien können ebenfalls in die Tat umgesetzt werden, wenn das nötige Kleingeld vorhanden ist.

Gegen ein nettes Sümmchen beschafft "Missing Order" jede beliebige Person zur freien Verfügung und ein entsprechendes Alibi gleich mit. Das Ganze ist natürlich streng geheim. Anonymität ist Ehrensache. Dennoch erfahren die beiden Hauptdarsteller davon. Zum Glück, denn sonst würde es ja diesen Roman nicht geben.

In Rezensionen ist von immensem Tempo und ebensolcher Spannung zu lesen. Beides kann ich weder bestätigen noch nachvollziehen. Es ist wieder so ein Buch mit einem gewissen Handlungsgerüst, welches auf wenigen Seiten rasch erzählt werden könnte. Deshalb muss es mit allerlei erzähltechnischer Füllspachtelmasse aufgefüllt und ausgedehnt werden.

Leider bleiben die Gesichter der handelnden Personen recht blass und unklar skizziert, Befindlichkeiten und Beweggründe wirken gekünstelt. Ausflüge in den Seifenoperbereich trüben das Bild zusätzlich: "Heißer Schmerz machte sich in ihrem Bauch breit ...". Zum Glück gibt es so etwas wie eine höhere Macht, womöglich sogar ein "göttliches Schicksal".

Blicke werden in den Himmel geworfen und eine bemühte Metaphorik reizen dann eher zum Lachen. Da wären beispielsweise Menschen, "die wie schmutzige, nasse Feudel durchs Leben latschen" oder Angst, die "wie Wasser durch einen Kaffeefilter" sickert.

Spannung entsteht hier nur wenig, da sie allzu konstruiert wirkt. Erreicht wird dies durch den ständigen Wechsel der Schauplätze. Eine bestimmte Handlung wird plötzlich abgebrochen, durch eine andere ersetzt, die wiederum von einer weiteren unterbrochen wird. Häppchenweise wird dann dieses Wechselspiel fortgesetzt, was Leser/innen durchaus als "Spannung" empfinden können.

Wer dazu nicht in der Lage ist, kann vielleicht eine gewisse Neugier, wie es denn nun ausgehen wird, nicht abstreiten. Diese wird insofern befriedigt, indem es den einen oder anderen Bösewicht am Ende erwischt. Für Gerechtigkeit ist also gesorgt. Die Gesamtsituation klärt sich natürlich nicht auf. Schließlich folgt ja noch ein dritter Band und auf mehreren hundert Seiten muss dann der Hass auf die geheimnisvolle Organisation "Amissa" und deren dubiose Machenschaften ausgebaut werden, damit sich das sicherlich spektakuläre Finale rechtfertigt. Och nö!

Wer eine storybasierte Handlung sucht, auf literarischen Anspruch gerne verzichten kann, dürfte "Amissa - Die Verlorenen" als gelungene Vollbedienung empfinden. Beste Unterhaltung dürfte beim dritten Teil also garantiert sein!

 

Thomas Lawall - Februar 2022

 

 

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