Literatur

Akte Klo

von Detlef Guhl


162 Seiten
© 2018 Detlef Guhl
Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin
www.epubli.de
ISBN 978-3-746784-85-4



Wenn ein neues Buch von Detlef Guhl erscheint, kann man sich, wie immer, auf einige Überraschungen gefasst machen. Zu Beginn führt er uns ins Jahr 1950 zurück. Gerade einmal vier Jahre alt ist er und lebt mit seinen Eltern samt Verwandtschaft in einem Haus, welches im Krieg sehr gelitten hat.

Eine Wasserspülung für die sanitären Einrichtungen gab es aber schon vor dem Krieg nicht, und genau um jene Thematik dreht sich die "Nachkriegsposse". Man fühlt sich aber nicht nur durch die katastrophalen Zustände im Haus in jene Zeit zurückversetzt, sondern durch die weltpolitischen Einschübe, die Detlef Guhl nahtlos einfügt.

Das steigert einerseits die Authentizität ungemein und andererseits entbehrt die Art und Weise, wie der Autor an den unmöglichsten Stellen zum großen Überblick ausholt, einer gewissen Komik nicht. Auch die Meldungen selbst befinden sich unsortiert und in gewollter Wahllosigkeit, so als ob der Autor die Absurdität des Lebens damit zu unterstreichen gedenkt.
 
Es dreht sich im Prinzip also um allzu menschliche Hinterlassenschaften. Genauer gesagt, um beschädigte und viel zu knapp bemessene Abortgruben. In Verbindung mit aufsässigen Hausbewohnern und einem sturen "Fräulein" Vermieterin ergeben sich Komplikationen der heftigen Art, während der Koreakrieg tobt und in Wuppertal der Zirkuselefant Tuffi bei einer Werbefahrt aus der Schwebebahn fällt.

Man bedauert es fast, wenn der Mix aus (berechtigter) Mieterrenitenz, der entsprechende Briefwechsel mit Ämtern, Behörden und der Vermieterin, sowie der Nachhilfeunterricht in ganz großer Politik, schon nach achtzig Seiten ein Ende findet. Bis dahin wird man jedenfalls prächtigst unterhalten.

Eine Überraschung ist dann aber auch, dass es nun und insgesamt etwas "dünn" wird. Sowohl inhaltlich als auch formal. Nach 100 Seiten ist bereits Schluss, wobei die "weiteren Kalamitäten" bis dahin etwas an Substanz zu verlieren scheinen. Weder Gedichte noch "Mehmet" können diesmal richtig überzeugen. Allein "Evolution" kann dann an vergangene Großtaten anknüpfen.

Doch was ist jetzt los? Es kommen doch noch 62 Seiten! Ganz einfach, denn diesmal greift der Autor kräftig in die Werbetrommel und stellt ausführlichst Leseproben zu seinen letzten vier Werken "Splitter", "nee, echt jetzt?!", "scheiß auf die Rippe" und "nützt ja nix" zur Verfügung. Na gut, so kriegt man ein Buch auch voll.

Aber in diesem Fall völlig berechtigt, worauf der Rezensent jetzt besonderen Wert legt. Man hat es als Einzelkämpfer in diesem Gewerbe schon schwer genug, weshalb eine Eigenwerbung schon aus diesem Grund hier seine Berechtigung hat. Zudem kann einer potentiellen Leserschaft zugesichert werden, dass sich ein entsprechender Zugriff in jedem Fall lohnt. Mein Rat:

Die künftigen Sammlerstücke am besten im Paket erwerben!

 

Thomas Lawall - Januar 2019

 

 

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