Küche

Thomas versus Kaffeemaschine
- Küchenterror für Fortgeschrittene -



Mit dem Leben als solchem komme ich schlecht zurecht. Alles ist so schwierig und man hat nicht mal genug Zeit, all die Probleme zu lösen.

Das ist bei mir mit den "großen" Dingen so, aber auch mit scheinbar nichtigen Sächelchen,  ja selbst mit simplem technischem Gerät! Ich erinnere mich noch, als ich mir vom ersten Lehrlingsgehalt - ich war damals 17 Jahre alt - meinen ersten Verstärker gekauft habe. Drei Tage hat er gehalten. Ich trabte zurück zum Händler und bekam ein neues Gerät...
...exakt nach Ablauf der Garantiezeit, funktionierte nur noch ein Kanal...! Damals konnte ich noch nicht wissen, dass dies nur der Anfang einer Serie war. Ob Fernseher, Tuner, Cassettendeck, CD-Spieler, Boxen, Computer, Autos, Staubsauger oder Küchenmaschine - ich erwischte immer die Montagsteile! Doch das ist wieder mal eine ganz andere Geschichte...

Auf vielfachen Wunsch möchte ich nun den Ernst meiner Lage anhand der Probleme, die ich bisher mit Kaffeemaschinen hatte, schildern.

Ich will ja gar nicht erst mit so belanglosen Dauerfehlern anfangen wie z.B. Unter- oder Überdosierung oder was passiert, wenn die Maschine nach dem Entkalken mit Essig NICHT durchgespült wird, oder wenn man vergeblich auf den Morgenkick wartet, da die Maschine gar nicht eingeschaltet oder der Stecker nicht drin  oder die Hauptsicherung mal wieder rausgeflogen ist! ES sind noch weitaus erstaunlichere Dinge möglich...

Das Drama begann, wie alle Dramen beginnen: Mit Ahnungslosigkeit!!! Ich wog mich in der sicheren Gewissheit, alles richtig gemacht zu haben. Filtertüte rein, Kaffepulver dazu und den Wasserbehälter aufgefüllt. Schon konnte es losgehen. Noch schnell ins Bad gehuscht und den 3-Tage-Bart abgenommen, dann wieder in die Küche, um ein herrliches Tässlein zu geniessen. Doch der Morgen graute, als mir klar wurde, dass ich vergessen hatte, die KANNE unter den Filterbehälter zu stellen!

Resultat bei einer Maschine OHNE Auslaufsperre: Eine Riesensauerei!. Kaffee auf der Arbeitsplatte, Kaffee ins Rondell gesickert, Töpfe versaut, Kaffee auf dem Boden...
Nach diesen Vorfällen musste eine neue Maschine her. Und zwar eine MIT Auslaufsperre! Leider hatte ich damit ebenfalls kein Glück. Denn als ich das nächste Mal die Kanne vergaß, verhinderte die Sicherung das Drama zunächst. Aber bei einer Menge von 10 Tassen läuft der Filterbehälter zwangsläufig irgendwann über und die gleiche Schweinerei nimmt ihren Lauf. Kaffee auf der Arbeitsplatte, Kaffee ins Rondell gesickert, Töpfe versaut...

Nun sollte man ja meinen, dass ich aus solchen Erfahrungen gelernt habe. Weit gefehlt. Zwar habe ich die Kanne NIE mehr vergessen, sehr wohl aber des öfteren nicht richtig plaziert. Wieder gab es die gewohnten Kaffeepfützen und einmal tropfte die Brühe sogar in den Korb mit der frisch gewaschenen Wäsche. Die Auslaufsperre kann zum Fluch werden, wenn man den Deckel der Glaskanne vergisst! Der Kaffee steigt nach oben und schon wieder gibt es eine Schweinerei...

Zwischen all dem Unglück leistete ich mir, so zwischendurch, ein paar Leichtsinnsfehler, indem ich z.B. das Kaffeepulver vergaß. Immerhin konnte man das KLARE heiße Wasser zum Spülen verwenden. Eine nette Variante war, zur Abwechslung mal den FILTERBEHÄLTER nicht einzufahren. Dann gab es ebenfalls heißes Wasser zum Spülen.
Schon an Schwachsinn grenzt eine weitere Untervariante diese Problemkomplexes. Einmal habe ich nicht nur vergessen, den Filterbehälter einzufahren, sondern auch noch die Kanne darunter zu stellen!!!! Die Küche verwandelte sich in ein römisches Dampfbad...!

Doch all diese Kleinigkeiten waren nur die Ruhe vor dem Sturm. Gleich drei Maschinen habe ich auf diese Art geschrottet: Ich vergaß, WASSER einzufüllen! Zwangsläufig läuft die Maschine in diesem Fall verdammt heiß. Macht zwar nichts, denn der Überhitzungsschutz verhindert ja den Supergau! Leider füllte ich aber jedesmal einfach Wasser nach, und zwar ohne die Maschine vorher vorschriftsmäßig auszuschalten und abkühlen zu lassen. Es gab jeweils mehrere kleine Explosionen, das Wasser schoss in den Filter, Kaffeepulver spritzte durch die Gegend und gleichzeitig platzte das Steigrohr! Exitus (...in meinem Haushaltswaren-Laden bin ich Stammkunde)!!!

Natürlich habe ich auch schon versucht, die Apparate zu reparieren! Jedesmal flog die Hauptsicherung raus. Warum, weiß ich bis heute nicht!

Besonders leckeren Kaffee erhielt ich, wenn ich die Filtertüte vergessen hatte. Kaffee PUR sozusagen. Pfui Deibel - und der Filterbehälter verstopft total. Und wenn das Kaffepulver nicht fein genug gemahlen ist, beschleunigt das die Verstopfung ungemein, so daß es mal wieder die üblichen Überschwemmungen gab...

Einen besonders schrägen Fehler möchte ich etwas ausführlicher behandeln. An diesem denkwürdigen Tag hatte ich mir FEST vorgenommen, nichts mehr verkehrt zu machen. In höchster Anspannung und mit vollster Konzentration legte ich den Filter ein, 10 Löffelchen Pulver hinein und anschließend mit der Glaskanne Wasser holen. So wie immer.

Der nächste Arbeitsgang ist ja normalerweise recht simpel. Denn das Wasser sollte man jetzt natürlich in den dafür vorgesehenen Behälter einfüllen. Leider muss mir das entgangen sein und deshalb stellte ich einfach die volle Kanne unter den Filterbehälter! Soweit so gut. Wieder mal in der sicheren Gewißheit, diesmal keinen Fehler gemacht zu haben, las ich an diesem Morgen die Zeitung ganz besonders lange. Plötzlich hörte ich meine inzwischen Verflossene die Treppe runter kommen. Oh Schreck - der Kaffee stand noch nicht auf dem Tisch. Ich hastete in die Küche und erblickte ein großes Rätsel:

Eine eingeschaltete Maschine und KLARES Wasser in der Kanne!!!!

Wie kann das sein??? Klar - dachte ich - du hast mal wieder vergessen, Kaffeepulver einzufüllen. Aber nein! Das Pulver war drin!!! Also das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen.

Ich baute mich vor der Maschine auf, verschränkte die Arme, bohrte meinen Blick tief in ihre Richtung und überlegte doch tatsächlich, wie das technisch möglich sein könnte, dass Wasser so relativ "unbehelligt" durch Kaffeepulver sickern kann!!!

Ich gebe zu, es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich eine Lösung entwickeln konnte. Meine Damalige half mir dabei, das Rätsel zu lüften...

Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, entnahm ich die Kanne mit Schwung und goss das Wasser mit einer weit ausholenden Bewegung nun in die dafür vorgesehene Öffnung - es gab wieder die gewohnten Explosionen und die Maschine war wieder im Arsch...
Wie viele Maschinen ich in den letzten 25 Jahren geschrottet habe, weiß ich nicht mehr genau.

Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als wir auf den etwas anspruchsvolleren Maschinentyp mit den Isolierkannen umgestiegen sind. Das haben wir dann ganz schnell gelassen, denn da kamen ganz andere Probleme auf mich zu. Entweder wurde der Kaffee ganz schnell kalt, weil ich den Deckel mal wieder verlegt hatte, oder ...  ich glaube, das war die erste Kanne ... Hat nicht lange gehalten, denn ich habe sie auf 'ne heiße Herdplatte gestellt ... der Gestank liegt mir noch heute in der Nase! Ach ja, und da war die andere, die mir runtergefallen ist. Mit Kaffee drin. Der Isolierteil platzte und - na ja - WIEDER die Sauerei in der Küche...

Letztens kam uns die lustige Idee, so eine feudal-monstermäßige Espressomaschine anzuschaffen. Vollautomatisch. Angeblich narrensicher. Ich habe dankend abgelehnt...

Ich erinnere mich, dass ich das leidige Maschinendrama mal an der Wurzel anpacken wollte. Denn der Grund für meine Probleme ist einfach der, dass ich noch nicht richtig wach bin, wenn ich in die Küche komme!!! Die Lösung wäre, wenn ich einfach VORHER schon ein Tässchen Kaffee intus hätte. Also - warum nicht so eine vorprogrammierbare Kanne einfach auf den Nachttisch stellen???

Selbstkritisch habe ich den Gedanken schnell verworfen. Das Leben ist schon gefährlich genug. Und bereits unter Lebensgefahr aufzuwachen, wäre mir dann wirklich zuviel!!!

Und nachdem nun schon seit zwei Jahren meine Endgültige unter uns weilt, ist das Leben auch nicht gerade einfacher geworden. Ich erinnere mich noch immer (ungern) daran, als Mary meine Friteuse ausprobieren wollte. Action in der Küche - es gab Schnitzel und Pommes für die ganze Bande. Alles ging gut, bis auf die Tatsache, dass Mary die 1 1/2 Stangen Fett ins Gerät gab, ohne dass die Fettwanne drin war...


Thomas Lawall - März 2002 (Überarbeitet im Januar 2005)
 

 

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