MORTAL LOVE "I Have Lost" (2005)
Pop-Gothic
An anderer Stelle hab' ich schon mal geschrieben, dass mich falsche Fährten durchaus beeindrucken können. So beginnt die zweite Scheibe von MORTAL LOVE mit einem herrlich schrägen Querverweis auf BJÖRK und ihr lasziv-naives Organ. Klar, dass dies auf falsche Wege führen muss oder soll...?
Na ja, schnell wird klar, dass das erwartete Niveau dann nicht gehalten werden kann. Ob das dann wieder Absicht war...? Denn bei BJÖRK darf es dann ja bekanntlich etwas mehr sein...! Hmmm, sieht fast wie ein fundamentales Eigentor aus, denn was dann schließlich geboten wird, ist ein laues Gothic-Windchen. Sehr geschickt hängt MORTAL LOVE sein Fähnchen in diese seichte Brise, welche Bands wie WITHIN TEMPTATION und EDENBRIDGE in ungeahnte Höhen wehte.
Track zwei hält, was der erste verspricht. Weichgespülter sentimentaler Quark auf eingängiger Schiene - allgemeinverständlich und verhalten unverbindlich. Schwarze Glasperlchen für Hobby-Gothics. Track 3 erinnert an die Heulbojen von DRAIN (die einst im Vorprogramm von Black Sabbath auf der Bühne rumhoppsten und zünftigen Weibermetal zelebrierten)... Naja, jedes Stücklein muss hier absolut nicht erwähnt werden, weil sich ab "Adoration" mehr oder weniger alles wiederholt.
Die Nachtigall am Mikro tönt, als wäre ihr Organ durchaus noch ausbaufähig...! Überzeugen kann "Cat" wahrlich aber nur in tieferen Gefilden. Flattert der süße Piepfratz in zu luftige Höhen, nervt das Geträller gar. Ansonsten kann die mädchenhafte Feenstimme - insbesondere in Verbindung mit den Texten - an keiner Stelle den beabsichtigten Schmerz oder gar Trauer glaubwürdig rüberbringen. Kate Bush für Arme ("Eierstockgejaule" sagt mein Spatzelchen!). Den Rest von Dramatik spülen die begleitenden Musikanten aus dem Stand weg. Hier wird massig Weichholz geraspelt. Das haben (die neueren) CREMATORY schon weitaus besser gemacht (was jetzt nicht viel heißen soll...!).
Originell ist immerhin die Idee mit den Songtiteln, die scheinbar als Aufzählung simpler Substantive daher kommen. Zusammen mit dem Albumtitel bilden sie aber jeweils einen ordentlichen Hauptsatz. Respekt!
Na ja, alles in allem ist "I Have Lost" eine sehr kurzweilige Angelegenheit. Etwas für den mp3-Stick zwecks Beschallung beim Einkaufen, Bügeln, Scheidungeinreichen, Rasenmähen, Einkochen, Fußnägelschneiden...
Mit "I Have Lost" wurde ein entscheidender Schritt in Richtung Massenkompatiblität getan. Die Rechnung könnte durchaus aufgehen, denn (auch) bei dieser Band stellt sich die alles bewegende Frage: Kohle machen oder gute Musik? Beides gleichzeitig scheint (auch hier) unmöglich zu sein...
Fazit: Von der Stange. Guter Durchschnitt. Viel ungenutztes Potential...
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Tracklist:
01. Existence 02. Serenity 03. Spine 04. Adoration 05. Senses 06. Empathy 07. Reality 08. Sanity 09. Identity 10. Hope 11. Memory 12. Everything
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Line-Up:
Cat: Vocals Damous: Drums Lev: Bass, Backing Vocals Rain6: Guitars, Keys, Backing Vocals Gabriah: Guitars Mulciber: Keyboards, Programming, Cello
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